Das faltbare Multifunktionsmöbel Max. Fotos: zVg
Im Auftrag von mein-max.ch

Der faltbare Hocker

Überraschend leicht ist er. Das stellt fest, wer den aufgeklappten Hocker Max in die Höhe hebt. Weniger als ein Kilogramm bringt er auf die Waage. Prinzip, Material und Fertigung machen ihn besonders.

Überraschend leicht ist er. Das stellt fest, wer den aufgeklappten Hocker in die Höhe hebt. Weniger als ein Kilogramm bringt er auf die Waage. «Gefaltet passt er mit seiner knappen Abmessung sogar ins Handgepäck», sagt sein Erfinder Willi Glaeser. Der Unternehmer, der zusammen mit seinem Cousin Otto Glaeser den Möbelhersteller Wogg gründete, kennt dieses Material bestens. Es handelt sich um einen Alu-Verbundwerkstoff. Aus solchen Materialien fertigt Wogg seit den Nullerjahren einige der schmalen und leichten Entwürfe an, welche die Marke seit ihrer Lancierung 1984 prägen. Doch als Werkstoff für Möbel liegt das Material nicht auf der Hand. Polyethylen etwa lässt sich schlecht verkleben. Wie sollen abgekantete Ecken fixiert werden? Die Lösung lag in einer hochwertigen Verschweissung, die 2004 zum Patent angemeldet wurde. Alucobond ist in Materialstärken von 4 und 6 Millimetern lieferbar. Die Deckschicht umfasst wahlweise einen 3 oder 5 Millimeter starken Polyethylen-Kern. Daraus entstehen Regale, Sideboards, Tische. Doch für Max reicht ein 1,2 Millimeter dünner Polypropylen-Aluminium-Verbundwerkstoff aus. Daraus ist ein cleveres, faltbares Multifunktionsmöbel entstanden: es kann als Sitzgelegenheit, als Ablage, als Beistelltisch genutzt werden.

Besonders gefaltet
Max besteht aus zwei Teilen, die im Nesting-Verfahren möglichst verschnittfrei per CNC aus dem Material geschnitten werden. Die beiden Teile werden anschliessend auf der Längsseite miteinander verklebt. Die Sitzfläche bildet das zweite Teil, das heruntergeklappt mit zwei Magneten fixiert wird. Millimetergenaue Kerbungen ermöglichen es, dass der dreibeinige Hocker flach zusammengeklappt werden kann. Mit zwei, drei Handgriffen klappt Max von der zweiten in die dritte Dimension – ohne Anleitung, selbsterklärend. Das leichte, technisch wirkende Material mit dem unprätentiösen Aluminiumschimmer passt perfekt für seine Aufgabe.

Sinnvoll hergestellt
Wie kam Willi Glaeser auf die Idee? Er hat bereits eine ähnliche Lösung für den Hocker entwickelt, den Atelier Oï 2012 für die Kollektion Objets nomades von Louis Vuitton entworfen hat. Glaeser liefert seither die konstruktiven Teile des Hockers, die aus einem Aluverbundwerkstoff gefertigt werden. Der hochpreisige, mit Leder bezogene Hocker ist nicht für jedermann. Doch er glaube an das Bedürfnis nach einer mobilen, leichten Sitzgelegenheit, sagt Willi Glaeser: «Mein Agent in Japan machte mich darauf aufmerksam.» Diesem sei etwa aufgefallen, dass den Müttern, die ihre Kinder auf den Tennisplatz oder in die Ballettstunde begleiten, eine Sitzgelegenheit fehlte. Leicht und günstig sollte die Lösung sein. «Und sie soll einem guten Zweck dienen», ergänzt Willi Glaeser. Deshalb lässt er Max in den geschützten Werkstätten VEBO herstellen, einer Genossenschaft in Oensingen. «Ich finde den Beitrag, den die VEBO für die Gesellschaft leistet, bemerkenswert. Sie hilft Menschen mit Beeinträchtigung bei der Eingliederung in die Gesellschaft. Mit ihnen zusammenzuarbeiten ist eine Bereicherung.» Etwas Schulung brauchte es, denn die Fehlertoleranzen der Kerbungen müssen im Millimeterbereich liegen, damit die Faltung funktioniert.

Es ist nicht das erste Designobjekt, das der Unternehmer Willi Glaeser entworfen hat. 1989 lancierte er dem Papiersammler TMP paper collector. Kaum ein Büro, kaum eine Wohnung kommen ohne ihn aus. Er fasst akkurat das Altpapier und erleichtert es, in zwei, drei Schritten das Papier zu bündeln. Als er «mit kritischem Blick durch die Büroräume» gegangen sei, bemerkte er, dass der grösste Anteil an Altpapier im Format A4 anfalle. Also macht es keinen Sinn, das Papier zu zerknüllen. In knappen zwei Stunden soll er den Entwurf für den Sammler skizziert haben. Der kleine Helfer, der unauffällig seinen Dienst tut, wurde inzwischen über eine Million Mal abgesetzt. Als nächstes widmet sich Willi Glaeser dem Buchenholz, einem Werkstoff, für dessen Anerkennung er sich stark macht. Wurde aus dem Unternehmer nun ein Designer? «Das ist mein Hobby», sagt Glaeser lachend. Allerdings ein Hobby, das er auf hohem Niveau betreiben will.

Die Rubrik Werkplatz ist eine Kooperation von Hochparterre mit ausgesuchten Firmen des Werkplatzes Schweiz.

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