Eine ‹Stein-Metall-Vorhangfassade› umhüllt neu das Haus aus den Siebzigerjahren. Die schmalen Lüftungsflügel neben den Fenstern sind darin integriert. Fotos: zVg
Im Auftrag von Aepli Metallbau

Bewegter Stein

Betrachtet man das frisch sanierte Gesicht des Bürohauses der Zurich Versicherung genauer, staunt man nicht schlecht. Der Stein bewegt sich!

Die Fassadensanierung eines Siebzigerjahre-Bürohauses ist heute Alltag. Auch dass danach statt der alten Stahl-Glas-Fassade Naturstein das Gebäude umhüllt, ist mittlerweile nicht selten. Man muss kein Historist sein, um die modernistischen (Fremd)Baukörper besser in die Stadt einbetten zu wollen. Soweit ist an der Alfred-Escher-Strasse in Zürich alles im normativen Bereich. Betrachtet man allerdings das frisch sanierte Gesicht des Bürohauses der Zürich Versicherung genauer, staunt man nicht schlecht. Der Stein bewegt sich! Allerdings kontrolliert: Die Streifen des beigen, grob geschliffenen Kalksteins links und rechts der Fenster sind Lüftungsflügel, die sich manuell öffnen lassen. Im offenen Zustand stehen sie leicht schräg aus dem tektonischen Relief der Fassade hervor.

Erdacht haben diese ‹Stein-Metall-Vorhangfassade› Pool Architekten aus Zürich, konstruiert haben sie gkp Fassadentechnik aus Aadorf und ausgeführt wurde sie von Aepli Metallbau. Die Firma in Gossau mit 200 Mitarbeitern kommt oft zum Einsatz, wenn es anspruchsvoll wird, zum Beispiel an der Europaallee in Zürich oder auf dem Novartis Campus in Basel. Bei der Fassade an der Alfred-Escher-Strasse fing das Knifflige laut Aepli-Projektleiter Ralph Hubmann schon mit der Form des Altbaus an: Vor- und Rücksprünge sorgten für unterschiedlich grosse Fensterelemente. Durch die schweren Steinplatten mussten die tragenden Aluminiumprofile der Fassade ausserdem nicht nur thermisch getrennt sein, sondern auch das hohe Gewicht der verschiedenen Steinebenen, Drehpunkte, Radien und nicht zuletzt die Dichtigkeit lösen. «Da muss man schon einiges planen» sagt Hubmann im unaufgeregten Tonfall von jemandem, der schon viel geplant hat. Matthias Stocker, Partner bei Pool Architekten, lobt die Zusammenarbeit im Dreieck mit Aepli und GKP: «Alles musste unter einen Hut gebracht werden, von der Statik über die Glastechnik bis zur Steuerung der Verschattung. Es war hochinteressant.»

In den grossen Hallen in Gossaus Osten fertigte das Aepli-Team die Elemente fast vollständig vor: aus 3-Kammer-Aluminiumprofilen (entwickelt aus einem Schüco-Systemprofil, vertrieben von der Jansen AG), aus Alu-Paneelen, 3-fach-Isolierglas (zur Strasse hin mit hohem Schalldämmwert), Steinplatten (Trosselfelser Kalkstein der süddeutschen Firma Hofmann) und textilen Sonnenstoren. Alle Befestigungskonsolen aus Chromnickelstahl für die Natursteinelemente wurden ebenfalls im Werk montiert. Mit der Logistik lauerte noch vor der Montage eine weitere Herausforderung: 370 Elemente, jedes anderthalb Tonnen schwer und mit 4.20 Meter zu hoch für einen Tunnel, wollten in die Zürcher Innenstadt transportiert werden – immer acht aufs Mal und just-in-time, denn Lagerplatz gab es wenig im Zürcher Enge-Quartier. Auf der Baustelle schlossen sie gerüstlos die Fassade. Die Fassade eines Metallbauers, der man von aussen das Metall gar nicht ansieht. Für Ralph Hubmann war die Steinfassade «absolutes Neuland». Er würde schon lieber mehr Metall sehen, meint er – und lächelt dabei stolz.

Die Rubrik Werkplatz ist eine Kooperation von Hochparterre mit ausgesuchten Firmen des Werkplatzes Schweiz.

close

Kommentare

Kommentar schreiben