Das Gewerbe- und Wohnhaus markiert den Eingang zum neuen Quartier. Fotos: Seraina Wirz
Im Auftrag von Keller Unternehmungen

Aus einer Hand

Auf dem ehemaligen Ziegeleiareal Winterthur-Dättnau entsteht ein neues Wohnquartier. Eine grossflächige Umnutzung nach ökologischen Standards – und ein umfassendes Firmenprojekt. Natürlich mit Backsteinen.

Seit den Anfängen der Firma Keller Ziegeleien im Jahr 1857 hat sich vieles verändert. Handarbeit und Ziegel stehen nicht mehr im Mittelpunkt. Heute fabrizieren Roboter Mauer- und Fassadenelemente, und Know-how, Innovation und Entwicklung sind neue, wichtige Währungen des Familienunternehmens geworden. Die fünfte Generation, bestehend aus Christian und Stephan Keller, hat Keller Unternehmungen noch weiter den Entwicklungen angepasst und deshalb in vier Geschäftsbereiche aufgeteilt: Engineering, ‹ImRaum›, Fassaden und Immobilien.
 

Bereits fünf Häuser sind auf dem Gelände gebaut, zwei weitere sind im Entstehen. (Plan: Graber Pulver)

Auf dem firmeneigenen ehemaligen Ziegeleiareal in Winterthur-Dättnau haben sie nun begonnen, das grösste Immobilienprojekt in der Firmengeschichte zu realisieren. Bei der Überbauung ‹Am Ziegeleiplatz› spielen alle vier Geschäftsbereiche zusammen. 15 Gebäude sollen in den kommenden Jahren gemäss Masterplan auf dem 33 000 Quadratmeter grossen Gelände am südlichen Eingang des Quartiers entstehen. Zwar wurden in Dättnau bereits seit 1974 keine Ziegel mehr produziert, doch erst der Brand des Fabrikgebäudes ebnete den Weg für eine grossflächige Umnutzung des Geländes in ein eigenes Quartier mit 260 Wohnungen. Fischer Architekten haben gemeinsam mit dem Architekturbüro Graber Pulver und den Landschaftsarchitekten Krebs und Herde einen Masterplan für das Areal entwickelt und es in vier Baufelder unterteilt. Er sieht ein grosses Gewerbe- und Wohnhaus am Eingang zum neuen Quartier vor und dahinter 14 reine Wohnbauten, die sich zwischen Strasse und Landschaft auffächern. Den räumlichen Schwerpunkt des neuen Quartiers bildet der chaussierte Ziegeleiplatz. Er korrigiert einen empfindlichen städtebaulichen Mangel der Winterthurer Aussenwacht, denn bis anhin fehlte ein Quartiertreffpunkt für die rund 3250 Bewohner. Für Leben am neuen «Dorfplatz» sorgen nun ein Café, eine Bäckerei und eine Bushaltestelle. Zum Verweilen stehen Bänke unter den neuen Bäumen zur Verfügung. Eine Migros- und eine Denner-Filiale, ein Coiffeur und eine Ausstellung für Spezialküchen im Erdgeschoss des mit Sichtstein und Klinker verkleideten Wohn- und Gewerbehauses sollen auch Nachbarn anziehen.


Die Läden öffnen sich zum chaussierten Ziegeleiplatz, zum Schwerpunkt des Quartiers.

Fünf Häuser sind bereits gebaut, zwei weitere sind im Entstehen. Die Überbauung wird gemäss dem SIA-Effizienzpfad 2040 erstellt, was bedeutet, dass auf Materialwahl, Energiegewinnung und Mobilität besonderer Wert gelegt wird. Erdsonden und Wärmepumpe sorgen für warmes Wasser und warme Zimmer, Photovoltaik-Anlagen auf den begrünten Flachdächern produzieren jährlich 220 000 kWh Ökostrom. Damit gelingt es, den CO₂-Ausstoss jährlich um rund 37 Tonnen zu reduzieren. Der Solarstrom wird so weit wie möglich vor Ort verbraucht. Im Sommer fliesst der Überschuss zurück ins Netz. Ein Elektrowagen von Mobility steht fürs Carsharing zur Verfügung.


Das neue Quartier aus der Luft. Acht weitere Häuser werden gemäss Masterplan in den nächsten Jahren dazukommen. (Foto: Keller Unternehmungen)

Die Backsteine hat Keller natürlich selbst geliefert – beziehungsweise die Tochtergesellschaft Kubrix. Für die unverputzten Innenwände der Untergeschosse wurde etwa ‹b-Inside› aus dem Werk in Frick verbaut. Dank des Tonmaterials wirken die Backsteine feuchtigkeitsregulierend und fördern die natürliche Luftzirkulation. Dadurch schützen sie vor Schimmelbefall und unangenehmem Kellergeruch. Für die Aussenwände wurden neben Sichtbacksteinen für Zweischalenmauerwerke auch die Wärmedämmsteine ‹Imbrex Z7› bis zu fünf Geschosse hoch gemauert. Der reinkeramische Grossblockstein hat einen U-Wert von 0,14 W/m2K, er dämmt und trägt zugleich. Und dank seiner feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaft sorgt er für ein behagliches Wohnklima. Für die Fassade des Wohn- und Gewerbehauses hat Keller die Klinkerriemchen ‹kelesto› erstmals erdbraun mit Engobe produziert. Rund um den Rest des Gebäudes wurde ein Zweischalen-Sichtmauerwerk eingesetzt, das nach Fertigstellung durch den Keller-Baudienst fachmännisch gereinigt wurde. Die von der Strasse abgewandten Wohnbauten sind verputzt – im Sockel heller als in den darüberliegenden Geschossen. Ihre Fassaden nehmen das Farbspektrum gebrannter Ziegel auf und treten so in einen engen Dialog mit dem Backsteingebäude am Eingang des neuen Quartiers. Aus dem Bereich ‹ImRaum› stammen nicht nur die Büro- und Dusch-Trennwände, er war auch bestimmend bei der Gestaltung der Büros, inklusive Projektumsetzung und Möbellieferungen.


Der Wärmedämmstein ‹Imbrex Z7› lässt sich bis zu fünf Geschosse hoch mauern. (Foto: Keller Unternehmungen)

Die Rubrik Werkplatz ist eine Kooperation von Hochparterre mit ausgesuchten Firmen und Institutionen des Werkplatzes Schweiz.

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