Solarenergie speist das Energiesystem der Wohnüberbauung Feldbreite in Emmen.
Im Auftrag von EKZ

73 Eigentümer, ein Energiesystem

In der Wohnüberbauung Feldbreite kommt ein gesamtheitliches Energiesystem zum Einsatz. Die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) verantworten sowohl die zukunftsweisende Konzeption als auch den Betrieb.

«Wäre diese Wohnüberbauung in den 1980er Jahren realisiert worden, dann hätte man wahrscheinlich eine Ölheizung eingebaut, und diese Ölheizung wäre ständig auf Hochtouren gelaufen», sagt Oliver Bosshard. «Extrem statisch und extrem ineffizient.»

Bosshard ist bei den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich (EKZ) zuständig für die technische Entwicklung von gesamtheitlichen Energiesystemen. Ein solches System konzipierte EKZ für die von Graber Pulver Architekten entworfene Wohnüberbauung Feldbreite in Emmen, die dieses Jahr bezogen wurde. Und weil ein System mehr ist als ein einzelnes Gerät, ging es dabei nicht nur um die Heizung, sondern um die kluge Abstimmung sämtlicher Energiekomponenten im Sinne und Nachhaltigkeit. Dazu gehören in der Überbauung Feldbreite ein Grundwasserbrunnen, Wärmepumpen, Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern, aber auch eine Ladestation für E-Mobilität. Und dies alles gekoppelt, aufeinander abgestimmt und dynamisch regulierbar, so dass immer nur so viel Wärme oder Kälte produziert wird, wie es tatsächlich braucht.

Die gesamtheitliche Konzeption während der Planung, vor allem aber auch die flexible Steuerung während des Betriebs sparen Energie und Kosten. Umfassende Energiesysteme sind also das genaue Gegenteil der alten Ölheizung: extrem dynamisch und extrem effizient. Hinzu kommt ein Vorteil, den sowohl Investoren, Planerinnen und Bauunternehmer als auch Bewohnerinnen und Bewohner schätzen. Gibt man bei der EKZ ein umfassendes Energiesystem in Auftrag, dann ist EKZ auch von A bis Z für alle Energiefragen zuständig. Sie macht die notwendigen Abklärungen im Vorfeld, übernimmt die Finanzierung, die Konzeption und den Bau der Anlage, und sie betreut und überwacht den Betrieb, wenn die Anlage später in den alltäglichen Gebrauch übergegangen ist. Zurecht spricht EKZ von einem «Sorglospaket für Immobilien».

Die von Graber Pulver entworfene Siedlung Feldbreite setzt sich aus vier Teilgebäuden zusammen, die je mit einer Wärmepumpe ausgerüstet sind.

Selbstversorgung auch für grosse Wohnüberbauungen

Dieses «Sorglospaket» ist aber auch ein wichtiger Beitrag zur Energiestrategie 2050 auf Bundesebene, welche die Förderung von erneuerbaren Energien und die Steigerung der Energieeffizienz verlangt. War beispielsweise die Selbstversorgung mit Solarstrom bislang vornehmlich eine Sache von Eigenheimbesitzer oder anderen Individualisten, so ermöglichen die Systemlösungen von EKZ die gemeinsame Nutzung von Solarenergie auch in grösseren Wohnanlagen oder Bürogebäuden.

Auch in dieser Hinsicht stellt die Wohnüberbauung Feldbreite ein interessantes Fallbeispiel dar. Die 73 Wohnungen nämlich werden nicht vermietet, sondern befinden sich im Besitz von Stockwerkeigentümerinnen und -eigentümern. Mit dem vertraglichen «Zusammenschluss zum Eigenverbrauch» (ZEV) wird es möglich, dass die verschiedenen Endverbraucher vom gemeinsam produzierten Eigenstrom profitieren. Über ein Abrechnungstool werden die Energieverbräuche der einzelnen Eigentümer kontinuierlich gemessen und die Kosten verteilt.

Auch beim «Zusammenschluss zum Eigenverbrauch» gehen Ökonomie und Ökologie Hand in Hand. Denn der selbstproduzierte und vor Ort verbrauchte Solarstrom ist nicht nur nachhaltiger, sondern auch günstiger als der Strom aus dem Netz. Wer den eigenen Stromverbrauch an die Stromproduktion anpassen will, bekommt Unterstützung von einer App, die die aktuelle Leistung der Photovoltaikanlage anzeigt. «Findige Verbraucherinnen und Verbraucher» schreibt dazu  EKZ, «erkennen mit der Zeit, dass die Waschmaschine oder der Geschirrspüler am besten dann eingeschaltet werden, wenn die Sonne auf die Solaranlage scheint.»

Auch ein Ladesystem für E-Mobilität sind Teil der umfassenden Energielösung von EKZ.

Lernen aus dem Betrieb

In der Feldbreite dienen die Photovoltaik-Anlagen aber nicht nur dem Betrieb von Geschirrspülern oder Abwaschmaschinen. Sie liefern auch den Strom für die vier Wärmepumpen, die an einen gemeinsamen Grundwasserbrunnen angeschlossen sind und je einen Gebäudeteil der Überbauung mit Wärme versorgen. Dient das Grundwasser im Winter als Energiequelle für die Wärmepumpe, so hilft es im Sommer, die Überbauung passiv zu kühlen.

Die gesamte Anlage wird im Leitsystem von EKZ überwacht und so gesteuert, dass eine optimale Energieeffizienz resultiert. Von den in Echtzeit gelieferten Energiedaten profitieren daher nicht nur die Bewohnerinnen und Bewohner, sondern vor allem auch die Entwickler bei EKZ. «Das Monitoring ist ein sehr wichtiger Faktor, sowohl für die Optimierung der bestehenden Anlagen als auch für die Konzeption neuer Systeme», sagt Oliver Bosshard. «Wir lernen ständig aus dem Betrieb.»

Bereits heute betreibt EKZ schweizweit gut 1200 Anlagen mit gesamtheitlichen Energiesystemen. Mit ziemlicher Sicherheit kann man davon ausgehen, dass Anzahl und Effizienz weiter steigen werden.

Solarenergie speist das Energiesystem der Wohnüberbauung Feldbreite in Emmen.


Die Rubrik Werkplatz ist eine Kooperation von Hochparterre mit ausgesuchten Firmen und Institutionen des Werkplatzes Schweiz.

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