Elisabeth Joris auf der Terrasse ihrer Wohnung im alten Dorfkern von Zürich-Hottingen
Im Rückspiegel erzählt die Historikerin Elisabeth Joris (78) wie sie sich in ihren Forschungsprojekten sozial engagiert und eine Brücke zwischen Geschlechter- und Architekturgeschichte schlägt.
Meine Biografie ist eng mit dem Haus an der Gemeindestrasse 62 in Zürich-Hottingen verbunden. Ende der 1970er-Jahre gründete ich gemeinsam mit meinem Mann und Freunden eine Genossenschaft, die das Haus im Baurecht von der Stadt Zürich erwerben konnte. Zuvor wäre es beinah zugunsten eines Einkaufszentrums abgerissen worden, wenn die Denkmalpflege nicht interveniert hätte. Zusammen mit dem Architekten Gerold Loewensberg bauten wir vieles selbst um. Die freistehende Treppe mit Glastritten galt für Architektinnen und Architekten lange als Attraktion. Unser Gemeinschaftsraum diente über die Jahre als Mittagstisch, nicht nur für die Kinder des Hauses, sondern auch für einige aus dem Quartier. Zudem war er Treffpunkt mehrerer sozialer Bewegungen – hier fand die erste Sitzung der Klimaseniorinnen statt.
Als Historikerin widme ich mich dem Schwerpunkt Frauen- und Geschlechtergeschichte. Mit Gestaltung setzte ich mich erst richtig auseinander, als die Feller-Erbinnen Anna Barbara und Susanne Züst mich anfragten, ein Buch über die Unternehmerin Elisabeth Feller herauszugeben; sie kannten mich aus der Frauenbewegung. Elisabeth Feller war eine spannende Persönlichkeit mit grossem gesellschaftspolitischem Engagement. Sie förderte Frauen in ihrer Firma nicht besonders, setzte sich aber auf schweizerischer Ebene für gleichen Lohn für gleiche Arbeit ein. Im Betrieb liess sie eine Kantine einrichten, und sie hat entscheidend zur modernen und auch pädagogisch vorbildlichen neuen Kinderkrippe in Horgen beigetragen. Ihrer Affinität für Kunst, Architektur und Design ist es zu verdanken, dass die Firma Feller zur Pionierin in der gestalterischen Selbstdarstellung und Vermarktung wurde. Heute nennen wir das Corporate Identity.
Zunächst zögerte ich aber, an dem Buchprojekt teilzunehmen: Steckdosen und Schalter, was hatte das mit mir zu tun? Ich sagte dann doch zu – und es hat sich mir e...
Von Frauenbewegung bis Baustelle
Im Rückspiegel erzählt die Historikerin Elisabeth Joris (78) wie sie sich in ihren Forschungsprojekten sozial engagiert und eine Brücke zwischen Geschlechter- und Architekturgeschichte schlägt.
24.08.2024 08:00