Redaktorin Deborah Fehlmann ist dankbar für die Begegnungen, die ihr Job mit sich bringt.
Wer nur die globalen Herausforderungen im Blick hat, fühlt sich schnell machtlos. Engagement im unmittelbaren Umfeld kann helfen. Ein Plädoyer für Hingabe.
Über Architektur zu berichten, heisst immer auch, über die Menschen zu schreiben, die sich mit der gebauten Umwelt auseinandersetzen – und damit etwas bewegen. Rückblickend auf das vergangene Jahr, möchte ich behaupten, dass einige Begegnungen auch auf einer ganz persönlichen Ebene bewegen. Sie beflügeln und setzen wohltuende Kontrapunkte in einer Zeit von Krieg und Klimakatastrophe, Polarisierung und Populismus. Die Rede ist nicht von Begegnungen mit den VIPs der Architekturszene. Vielmehr geht es um Menschen, die ihre Zeit und ihr Herzblut in eine bestimmte Sache stecken – nicht, weil sie sich davon Anerkennung und Geld versprechen, sondern weil sie überzeugt sind, etwas Wichtiges zu tun. Ungefragt und ohne Bezahlung.
Da ist etwa der Besuch bei den Architekten Timothy Allen und Ronan Crippa in Grabs. In der St. Galler Gemeinde aufgewachsen, sammelten die späteren Gewinner der ‹Wilden Karte› 2021 zusammen mit Gleichgesinnten erfolgreich Unterschriften gegen eine unsensible Überbauung im Dorfzentrum. Bei der kommunalen Ortsplanungsrevision ein Jahr später leisteten sie Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung und schlugen eigene Paragrafen vor. Das offizielle Grabs wollte von den Vorschlägen zwar nichts wissen, aber das Saatgut für eine kritischere Debatte über lokale Baukultur ist gesät.
Nicht weniger eindrücklich waren Begegnungen mit lokalen Gruppierungen, die sich in Altdorf, Baden, Biel und Zürich für die Umnutzung ausgedienter, aber keineswegs abbruchreifer Spitalbauten einsetzen siehe Hochparterre-Online-Serie ‹Operation Spital›. Ihre Erfolgsaussichten sind in der Regel gering, und in Altdorf sind die Würfel inzwischen gefallen; dieser Tage beginnt der Abbruch des Bettenhauses von 1963. Dennoch war auch dieser Einsatz nicht vergeblich. Andere Gruppierungen andernorts werden auf die Erfahrungen der Pioniere bauen können, so etwa im Fall des Kantonsspi...
Hinschauen und handeln
Wer nur die globalen Herausforderungen im Blick hat, fühlt sich schnell machtlos. Engagement im unmittelbaren Umfeld kann helfen. Ein Plädoyer für Hingabe.
15.01.2025 08:00