Frank Geiser (1935-2024) im Jahr 2022. Fotos: Urs Walder

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Frank Geiser ist tot. Der Berner Architekt war ein seltener Vertreter einer technischen Architektur. An der Berufsschule in Bern lernte er sein Handwerk. 50 Jahre später baute er dort sein Hauptwerk.

«Der Tempel der Vernunft» nannte Benedikt Loderer 2018 im ‹Bund› das eigene Haus von Frank Geiser in Spiegel bei Bern. Ein gläserner Riegel auf einem handtuchschmalen Landstreifen. Vorn die verkehrsgeplagte Bellevuestrasse, hinten ein steiler Hang. Dieses Haus sei die Zusammenfassung von Frank Geisers Lebenswerk, «vernünftig, diszipliniert, modern». Lange konnte der Architekt, damals schon 83 Jahre alt, seinen gläsernen Tempel nicht bewohnen. Als ich ihn vier Jahre später besuchte, wohnten er und seine Frau in einem Berner Alterszentrum – nicht von ihm geplant und auch nicht gläsern, aber immerhin in einer Wohnung ganz oben. Er ging mit mir auf die Dachterrasse und zeigte mir das, was ihm wichtig war: den weiten Blick über seine Stadt. «Ich war das jüngste BSA-Mitglied in Bern, heute bin ich das älteste», sagte er, und resümierte sein Leben. Er würde noch immer fast kein Fleisch essen, denn seine Eltern seien Anhänger der Mazdaznan-Bewegung gewesen – wie Johannes Itten, bei dem seine Mutter Schülerin war. Kein Wunder also ging Frank Geiser nach seiner Hochbauzeichnerlehre zum Architekturstudium an die Hochschule für Gestaltung (HfG) in Ulm, die in der Tradition des Bauhauses stand und international diejenigen anzog, die Radikales im Sinn hatten. Als frisch gebackener Architekt kam er zurück nach Bern und machte sich zugleich ans Werk, sprich: Er baute «vernünftig, diszipliniert, modern», wie zum Beispiel bei den pavillonartigen Geschäftshäusern im Villenquartier Kirchenfeld aus den 1960er-Jahren. «Bern war zu jener Zeit sehr konservativ. Wenn ich vor einem meiner Häuser stand, schimpften vorbeigehende Leute oft: Das Gebäude passe nicht ins Quartier. Irgendwann schlug die Stimmung um, vor allem bei den Jungen. Plötzlich gab es so etwas wie einen Fanklub.» Einer seiner Fans, Jürg Graser, schrieb in seinem Nachruf für den BSA: «In den 60 Jahren s...
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Frank Geiser ist tot. Der Berner Architekt war ein seltener Vertreter einer technischen Architektur. An der Berufsschule in Bern lernte er sein Handwerk. 50 Jahre später baute er dort sein Hauptwerk.

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