Der Ökobilanzexperte Rolf Frischknecht erklärt, wie kompliziert die Anrechnung von Carbon Removal in der Gebäudebilanz ist.
«Der SIA-Klimapfad rechnet
Negativemissionen nicht an»
Der Ökobilanzexperte Rolf Frischknecht erklärt, wie kompliziert die Anrechnung von Carbon Removal in der Gebäudebilanz ist.
Fotos: Ephraim Bieri
Der Aufwand, Kohlenstoff zu entfernen, zu speichern und buchhalterisch im Blick zu behalten, ist enorm. Das wirft Fragen auf: Wie und unter welchen Bedingungen kann man Carbon Removal in der Gebäudebilanz anrechnen? Das Interesse ist gross, so Grenz- und Zielwerte von Gesetzen und Labels oder gar das Netto-Null-Ziel zu erreichen. Simple Antworten hat auch Rolf Frischknecht nicht.
Carbon Removal kurz erklärt Carbon Dioxide Removal (CDR), oder kurz Carbon Removal, bezeichnet Massnahmen, um CO₂ dauerhaft aus der Atmosphäre zu entfernen. Diese CO₂-Entfernung kann technologisch oder auf natürliche Weise geschehen, etwa durch Aufforstung. Carbon Removal ist kein Ersatz für die Vermeidung und Reduktion von Emissionen, sondern eine Ergänzung. Carbon Removal wird als notwendig angesehen, um die Klimaziele und Netto-Null zu erreichen.
Die Gebäudebilanzierung beruht hierzulande auf den Daten der KBOB-Liste und auf dem SIA-Merkblatt 2032. Was steht dort über den Umgang mit Carbon Removal? Rolf Frischknecht: Die KBOB-Liste ‹Ökobilanzdaten im Baubereich› von 2022 weist lediglich den biogenen Kohlenstoffgehalt aus – also nur das C, nicht den umgerechneten Wert in CO₂. Dieser wird bewusst nicht mit den Emissionen verrechnet. Das SIA-Merkblatt 2032 ‹Graue Energie – Ökobilanzierung für die Erstellung von Gebäuden› regelt die Berechnungsmethodik und stammt aus dem Jahr 2020. Es macht diesbezüglich keine Aussage. Stand heute wird Carbon Removal in der Gebäudebilanz also nicht als «Negativemissionen» von den Bruttoemissionen abgezogen. In letzter Zeit hat jedoch eine intensive Beschäftigung mit der Frage der Anrechenbarkeit stattgefunden.
Ein Beispiel ist die neue Norm ‹SIA 390/1 Klimapfad›, in deren Erarbeitung Sie involviert waren. In der Vernehmlassung drängten unter anderem die Holzwirtschaft und Minergie auf eine Anrechnung von biogen gespeichertem Kohl...
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