Der neue Solarstil

Geneigte PV-Module prägen die Entwürfe aktueller Architekturwettbewerbe. Waren diese Fassadenbänder, Vordächer oder Balkonbrüstungen vor Kurzem noch Zeichen besonderer Klimasensibilität, sind sie nun Standard.

Fotos: Barbara Schrag (Gestaltung), Visualisierungen von den Architekten

Geneigte PV-Module prägen die Entwürfe aktueller Architekturwettbewerbe. Waren diese Fassadenbänder, Vordächer oder Balkonbrüstungen vor Kurzem noch Zeichen besonderer Klimasensibilität, sind sie nun Standard.

Spätestens seit der Moderne wissen wir: Neue Technologien führen zu neuen Architekturen. Die weissen Villen von Le Corbusier mit ihren papierdünnen Wänden und den lang gezogenen Fenstern wären ohne die Entdeckung des Betons ebenso wenig denkbar gewesen wie die schlanken Türme Mies van der Rohes ohne die Möglichkeiten des Stahlbaus. In den Fabriken und Getreidesilos, in den Automobilen und Flugzeugen entdeckten die Vordenker der modernen Architektur eine Formensprache, die sich bar jedes sentimentalen Dekors aus den jeweiligen Notwendigkeiten heraus entwickelte. Ihre Ausdruckskraft wies der Architektur des 20. Jahrhunderts den Weg: Aus modernen Materialien und Programmen entstand das Vokabular des Neuen Bauens. Die Form folgte der Funktion und der Konstruktion. Im Lauf der Jahre und Jahrzehnte geriet diese modernistische Losung zuerst in Verruf und dann in Vergessenheit. Die einst verabschiedeten Stile feierten fröhliche Auferstehung, Fragen der Repräsentation und Bedeutung erhielten neue Aufmerksamkeit, man zweifelte am Eindeutigen und kritisierte das bloss Zweckhafte, man begriff Architektur als komplexes Geflecht gesellschaftlicher und ästhetischer Kräftelinien. Spätestens seit dem Klimajahr 2019 aber, als die ökologische Krise in das Bewusstsein der breiten Bevölkerung und damit auch der Architekturszene trat, lässt sich eine Renaissance der alten Losung beobachten – freilich unter veränderten Vorzeichen. ###Media_2### Mit der Klimakrise geht eine neue Dringlichkeit einher: Materialentscheide sind keine Geschmacksfragen mehr, sondern folgen notwendigerweise aus bilanzierenden Berechnungen. Dasselbe gilt für grundlegende Kriterien wie Form, Volumen und Ausrichtung der Bauten. Die Verminderung von CO2-Emissionen, Effekte auf das Mikroklima und die hauseigene Energiegewinnung sind zu massgeblichen Entwurfsfaktoren geworden. Die ökologische Wende in der Architektur ...

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