Zwei Hochhausscheiben und eine Halle für Buspassagiere, Märkte und Veranstaltungen kreieren einen neuen Begegnungsort im Quartier. Die Jury des Hawa Student Award 2020 verlieh dem Projekt den 2. Preis.
Der heutige Fernbusbahnhof in Zürich ist – abgesehen vom schönen Baumbestand darum herum – ein Unort. Christian Bischoff und Jonas Trittmann möchten mit ihrem Projekt deshalb auch ein Stück Stadtreparatur betreiben und einen Begegnungsort für das ganze Quartier schaffen. Zwei scheibenförmige Hochhäuser, die zusammen die Form eines L bilden, markieren weitherum sichtbar die südöstliche Hälfte des Baugrundstücks. Gleichzeitig eröffnen die beiden Scheiben in den oberen Geschossen den Blick bis zum Zürichsee und zum Uetliberg.
Ergänzt werden die unterschiedlich hohen Gebäude mit einem als Wandelhalle bezeichneten überdachten Stadtplatz. Er ist rund 1500 Quadratmeter gross. Die Halle dient einerseits als Wartezone für die Buspassagiere und kann andererseits als Marktplatz oder Veranstaltungsfläche genutzt werden. Die Fernbusse halten im Erdgeschoss des quer auf dem Grundstück stehenden Hochhauses. Wenn kein Bus da ist, schliessen neun Meter hohe, nach oben wegklappbare Tore die sechs Haltebuchten. Die Fläche zwischen dem Busbahnhof und der im Nordosten angrenzenden Bebauung ist als offener Platz gestaltet, auf dem weitere Busse parkiert werden können.
Doppelstöckige Wintergärten
Die Erschliessung der Wohnungen erfolgt vertikal über einen zentralen Turm mit Treppen und Liften, der im Gelenk zwischen den beiden rechtwinklig zueinander angeordneten Gebäuden steht. Als horizontale Erschliessung dienen doppelgeschossige Wintergärten, die den Wohnungen vorgelagert sind. Das jeweils obere Stockwerk ist über Wendeltreppen und eine Galerie erreichbar. Der Wintergarten ist so nicht nur Erschliessungsachse, sondern frei nutzbarer, halböffentlicher Raum für die Bewohnerinnen und Bewohner. Die Wohnungen sind einfach organisiert, mit einem zum Wintergarten hin gelegenen Koch- und Wohnbereich, einem Bad in der Mitte und einer daran anschliessenden Zone für Bett und Schreibtisch. Eine verglaste Veranda dient als privater Aussenraum.
2. Preis
Christian Bischoff (23) und Jonas Trittmann (25), Leibniz Universität Hannover
Dieser Artikel ist Teil des Themenfokus «Alleine wohnen, miteinander leben», den Hochparterre in Zusammenarbeit mit Hawa Sliding Solutions zum Hawa Student Award 2020 erstellt hat.
Kommentar der Jury
Das Projekt von Christian Bischoff und Jonas Trittmann ist sehr klar und detailliert ausgearbeitet. Besonders gefällt der Jury der Vorschlag, nur die südöstliche Hälfte des Areals zu bebauen und die Busse im Erdgeschoss eines der beiden Häuser halten zu lassen. Die zwei hohen, L-förmig angeordneten Gebäudekörper mit den Wohnungen sind durch ihre unterschiedlichen Dimensionen gut proportioniert und mit einem gemeinsamen Lift- sowie Treppenhauskern sehr ökonomisch erschlossen. Überzeugt haben auch die Aussenräume der Wohnungen mit einem privaten Balkon zur Stadt hin und einer halbprivaten Zone im Bereich des verglasten Laubengangs. Die Grundrisse der Wohnungen hingegen sind eher konventionell gelöst, und die im Erdgeschoss vorgeschlagene Stadthalle ist zwar eine spannende Idee, müsste städtebaulich aber nochmals überarbeitet werden.