Ein Auswahl aktueller Projekte zeigt, was in Winterthur in den letzten Jahren gebaut wurde und was in den kommenden gebaut wird.
1 Kloster, Textilmaschinen, Innovationsstandort
Auf dem 75'000 Quadratmeter grosse Vitus-Areal in Winterthur-Töss entsteht ein produktiver Innovationsstandort. Im Vordergrund steht die Ansiedelung von Unternehmen und Institutionen aus den Bereichen Wissenschaft, Nachhaltigkeit, Elektromobilität und Zukunfts- technologien. Hier geht es zum ausführlicheren Beitrag.

Entwicklung Vitus-Areal, laufend
Klosterstrasse
Bauherrschaft: Allreal, Zürich
Architektur: Hosoya Schaefer, Zürich
Landschaftsarchitektur: Studio Vulkan, Zürich
2 Stadtwohnungen mit Velo- und Bahnanschluss
In unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Winterthur bauen die SBB 66 Stadtwohnungen sowie Büro- und Verkaufsflächen. Die bestehende Velostation wird um 500 Plätze erweitert. Das Projekt ‹Pullman› von Studio Esch Rickenbacher Architektur (SERA, ehemals Esch Sintzel Architekten) ging als Gewinner aus einem Wettbewerb hervor. Der Grossteil der Wohnungen wird als Mikrowohnungen mit einem Zimmer konzipiert. Gemeinschaftsräume ergänzen die Wohnfläche, und mit zumietbaren Zimmern lassen sich die Wohnungen dynamisch erweitern. Unter den Wohngeschossen sind rund 2000 Quadratmeter Bürofläche vorgesehen, im Erdgeschoss 700 Quadratmeter Verkaufsfläche. Der Baubeginn war ursprünglich für Anfang 2023 vorgesehen, doch aufgrund der angespannten Marktsituation und der starken Schwankungen der Rohstoffpreise mussten die Arbeiten neu ausgeschrieben und der Baubeginn auf August 2025 verschoben werden.

Wohn- und Geschäftsüberbauung Stellwerk 2, 2028
Bahnhof Winterthur
Bauherrschaft: SBB Immobilien, Zürich
Architektur: SERA, Zürich
Gesamtkosten: Fr. 50 Mio.
3 Dreieck mit Potenzial
Das rund zwei Hektar grosse Lind-Areal wird seit Jahrzehnten bahnbetrieblich genutzt. Nun eröffnen betriebliche Anpassungen neue Optionen. Die Lage zwischen unterschiedlichen Quartieren, die unmittelbare Nachbarschaft zum Kantonsspital sowie die Nähe zum Stadtzentrum machen das Areal zu einem wichtigen Ort im Stadtgefüge. In enger Zusammenarbeit mit der Stadt und unter Einbezug der Bevölkerung realisieren die SBB schrittweise ein neues urbanes Quartier mit vielfältigen Nutzungen und Ausstrahlung auf die angrenzenden Stadtteile. Der Städtebau knüpft an die bauliche Geschichte des Areals an, die historischen Gebäude im Zentrum bilden das Herz. Zunächst wurde eine Testplanung mit vier Teams durchgeführt. Basierend auf einem Richtprojekt wird zurzeit ein Gestaltungsplan erarbeitet. Wenn dieser rechtskräftig ist, folgen weitere qualifizierte Verfahren. Die Realisierung wird in mehreren Etappen erfolgen.

Entwicklung Lind-Areal, Realisierung ab ca. 2030
Grundeigentümerin und Bauherrschaft: SBB Immobilien (Team Immobilien Development Anlageobjekte Urban; Gesamtprojektleiterin: Anja Krasselt)
Richtprojekt: KCAP, Zürich (Städtebau); Studio Vulkan, Zürich (Landschaftsarchitektur)
Gestaltungsplan: KEEAS, Zürich
Auftragsart: Testplanung mit vier Teams; weitere qualifizierte Verfahren nach Rechtskraft des Gestaltungsplans
Öffentliche Auflage: Frühjahr 2026
Rechtskraft: Frühjahr 2027
4 100 000 Objekte und 70 Wohnungen
Mit ‹Campo› entsteht in Oberwinterthur der neue Sitz der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG) und der zu ihr gehörenden Immobilienfirma Terresta. Hier bekommen die rund 100 000 Objekte der SKKG-Sammlung ein neues Zuhause. Zudem sind 70 Wohnungen, Co-Working-Spaces, Gewerbeflächen, ein Gastronomieangebot sowie Werkstätten und Büros für die SKKG und die Terresta geplant. Die Wettbewerbsaufgabe von 2022 bestand darin, ein nachhaltiges Sammlungs-, Büro-, Gewerbe- und Wohnhaus direkt am Eulachpark zu entwickeln. Dabei ging es weder darum, aus Bruno Stefaninis überreicher Sammlung ein Museum zu machen, noch sollte ein Schaulager entstehen. Doch die Sammlung soll nicht einfach im Depot verschwinden und das Haus sich deshalb durch grösstmögliche Offenheit auszeichnen. Zum Siegerprojekt schrieb Ella Esslinger auf hochparterre.ch: «Der erste Preis der Arge Studio Burkhardt und Lucas Michael Architektur präsentiert sich ‹flimmrig›, bleibt verschwommen. Ein Riese absorbiert die verschiedenen Programme, breitet sich maximal aus, hält sich doch zurück. […] Das ausgewählte Projekt besticht dadurch, dass die städtebauliche Beziehung zur Umgebung trotz Massstabssprung geschickt und einfach funktioniert.»

Sitz der SKKG, 2030
Zum Park 5
Bauherrschaft: Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG) und Terresta Immobilien- und Verwaltungs-AG, Winterthur
Architektur: Arge Studio Burkhardt und Lucas Michael Architektur, Zürich
Auftragsart: Projektwettbewerb im selektiven Verfahren, 2022–2023
5 Winterthurs dritte Rakete
Die Lokstadt umfasst das Gebiet des Sulzer-Areals Stadtmitte, wo einst die Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM) ihre Loks herstellte. Die ‹Rocket› stammte nicht aus dem SLM-Werk, sondern ist eine der ersten Lokomotiven überhaupt, 1829 konstruiert von George und Robert Stephenson. In der Lokstadt steht der Begriff für das neue Wahrzeichen des Quartiers. Cham Swiss Properties als Eigentümerin hat Implenia mit der Entwicklung des 100 Meter hohen Hochhauses ‹Rocket› mit 32 Stockwerken beauftragt. Es wird zur Hauptsache 185 Wohnungen mit 1½ bis 4½ Zimmern aufnehmen, deren Grundrisse gemeinsam mit den Bedürfnissen von künftigen Mieterinnen und Mietern gespiegelt wurden. Weitere Mietwohnungen, ein grosser Teil davon gemeinnützig, wird es in den Sockelbauten ‹Tigerli› geben, die ihren Namen von einer legendären SLM-Dampflokomotive haben. Die Fassaden stellen eine Verbindung zu den früheren Industriebauten her. Nach dem Sulzer-Hochhaus von 1966 und dem Swisscom-Tower von 1999 wird ‹Rocket› als drittes Hochzeichen in den Winterthurer Himmel ragen.

Lokstadt: Rocket und Tigerli, in Planung
Dialogplatz 1
Bauherrschaft: Cham Swiss Properties, Cham
Architektur: Schmidt Hammer Lassen, Kopenhagen; Cometti Truffer Hodel, Luzern
6 Im Takt des Holzes
So viel Holz wie hier wurde noch in kaum einem Gebäude in der Schweiz verbaut. Doch zu sehen ist davon zunächst nichts. 160 × 65 Meter misst der Blockrand. Die Grossform steht in der Tradition der wuchtigen Hallenvolumen auf dem Areal. Auch die Fassaden nehmen industrielle Themen auf: Über dem vierten Geschoss wechselt das Material von Faserzement zu Blechschindeln. Nach aussen sind die Fassaden glatt, die Fenster lösen sich in einem Netz aus Aluminium auf. Das täuscht nicht nur über den Holzbau hinweg, sondern überspielt auch die komplexe Bauherrschaft. Zwei Genossenschaften und die Anlagestiftung Adimora der Pensimo-Gruppe erstellten Mietwohnungen, Implenia verkaufte Eigentumswohnungen. Läden und Gewerbeflächen im Erdgeschoss tragen zur Nutzungsmischung bei. Der Hof gibt dem Ganzen eine Mitte. Hier wird das Holz sichtbar, das hinter der Fassade trägt. Der Holzbau definierte den Rhythmus der Betonstützen. Um Helligkeit in den tiefen Baukörper zu bringen, erweiterten die Architekten die Erschliessung zu Lichthöfen. Wer die Wohnungen betritt, sieht immer noch kein Holz, denn es ist farbig gestrichen. Doch räumlich, als zonierendes Element, spürt man es dafür umso mehr.

Lokstadt: Überbauung Krokodil, 2021
Dialogplatz und angrenzende Strassen
Bauherrschaft: Anlagestiftung Adimora, Zürich; Implenia Schweiz, Dietlikon; Genossenschaft Gesewo, Winterthur; Genossenschaft Gaiwo, Winterthur
Architektur: Arge Baumberger & Stegmeier und Kilga Popp, Zürich
Landschaftsarchitektur: Hager Partner, Zürich
Auftragsart: Wettbewerb mit Präqualifikation, 2016
7 Im Zeichen der Ziegelei
Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die Keller Ziegeleien ein wichtiger Lieferant von Backsteinen in Winterthur. Neben dem Hauptsitz in Pfungen gab es eine Ziegelei in Dättnau. 2015 zerstörte ein Grossbrand – vermutlich wegen Blitzeinschlag – die stillgelegte Ziegeleihalle. Für die neue Nutzung des Areals entwickelten Graber Pulver Architekten, Fischer Architekten und Krebs und Herde Landschaftsarchitekten einen Masterplan. Die Baufelder I, IIa und III wurden bis 2023 nach Plänen von Fischer und Graber Pulver bebaut. Ebenfalls nach Plänen von Fischer Architekten entsteht bis 2028 die Überbauung des Baufelds IIb mit vier Gebäuden. Drei Häuser enthalten in den Obergeschossen insgesamt 48 Mietwohnungen mit 2½ bis 4½ Zimmern, im Erdgeschoss sind Gewerbeflächen geplant. Das vierte Gebäude ist vollständig für gewerbliche Nutzung vorgesehen. Den Wettbewerb für die Bebauung des Baufelds IV haben Boltshauser Architekten und Vogt Landschaftsarchitekten gewonnen. Ihr Projekt besteht aus zwei langen Gebäuden mit Wohnungen im Stockwerkeigentum und zur Miete. Die Bauten schaffen einen grossen Innenhof. Konstruktion und Materialisierung knüpfen an die vom Lehmabbau geprägte Geschichte des Orts an und sorgen für ein hochwertiges Raumklima.

Überbauung Baufelder IIb und IV, 2023, 2028
Dättnauerstrasse, Ziegeleiplatz, Ziegeleistrasse, Dättnau
Bauherrschaft: Keller Ziegeleien, Pfungen
Architektur: Fischer, Zürich (Baufeld IIb); Boltshauser, Zürich (Baufeld IV)
Landschaftsarchitektur: Chaves Biedermann, Basel / Frauenfeld (Baufeld IIb); Vogt, Zürich (Baufeld IV)
8 Alt und neu miteinander
Die Siedlung Grabenacker in Oberwinterthur wurde ab 1945 als genossenschaftliche Antwort auf die Wohnungsnot gebaut. 85 einfache Reihenhäuser bilden das heute denkmalgeschützte Ensemble. Die HGW Heimstätten-Genossenschaft Winterthur erneuert die Siedlung schrittweise und schafft mit rund 130 Ersatzneubauwohnungen zusätzlichen Raum für unterschiedliche Lebensphasen und Haushaltsformen – und bewahrt dabei die Siedlung als zusammenhängendes Ganzes. Die Neubauten gruppieren sich um einen neuen Quartierplatz mit Gemeinschaftsraum und Kiosk. Sie sind in Holz- oder Holzhybridbauweise geplant. Das Wohnungsangebot umfasst Studios, hindernisfreie 2½- bis 5½-Zimmer-Wohnungen, Atelierwohnungen und Mikro-Co-Living-Einheiten. Die Erneuerung führt das Bestehende weiter: in Struktur und Massstab, in Materialwahl und Erschliessung sowie in der Idee eines nachbarschaftlich geprägten Wohnens. Grundlage für das Projekt war ein breit angelegter Masterplanprozess, der 2022 in den privaten Gestaltungsplan ‹Siedlung Grabenacker› mündete. Der Studienauftrag 2024 richtete sich an interdisziplinäre Teams aus Architektur, Landschaftsarchitektur und Soziologie. Auf der Basis des Sieger- projekts wird zurzeit das Vorprojekt erarbeitet. Die ersten sanierten Reihenhäuser sind seit Anfang 2025 wieder bewohnt, der Abschluss ist für 2029 geplant. Die Neubauten sollen gestaffelt ab etwa 2030 bezugsbereit sein.

Siedlung Grabenacker, 2025 (1. Etappe Sanierung), 2031 (letzte Etappe Ersatzneubauten)
Grabenackerstrasse 1–143, 2–76; Im Geissacker 81–93; Stadlerstrasse 25–35
Bauherrschaft: HGW Heimstätten-Genossenschaft Winterthur
Sanierung
Architektur: Fahrländer Jack, Zürich
Baumanagement: Wild, Winterthur
Landschaftsarchitektur: Umland, Zürich
Ersatzneubauten
Gesamtleitung Bau und Baumanagement: Laternser Waser, Wallisellen
Architektur: Asa + Saga, Basel
Holzbauingenieure: Timbatec, Zürich
Landschaftsarchitektur: Meta, Basel
9 Städtisches Leben statt deponierte Busse
Das Depot Deutweg hat ausgedient und wird von der Stadt im Baurecht abgegeben. Drei Wohnbaugenossenschaften haben sich dafür zum ‹Konsortium Depot Deutweg› zusammengeschlossen. Basierend auf einem Gestaltungsplan fand 2021 ein einstufiger Projektwettbewerb mit Präqualifikation statt. Auf dem Areal sollen 133 Wohnungen entstehen. In den teilweise geschützten Hallen und im Verwaltungsgebäude sind grösstenteils gewerbliche und gemeinschaftliche Nutzungen geplant. Mit neuen Ein- und Aufbauten sowie wenigen Neubauten wird aus der bestehenden Struktur heraus ein räumlich komplexes Stück Stadt geschaffen. Zwei neue Gassen verbinden den Depotplatz mit dem Gartenhof und fördern die Interaktion zwischen den verschiedenen Nutzungsbereichen. Im Ostbau der Gaiwo entstehen in einem Holzsystembau 52 Wohnungen, hauptsächlich altersgerechte 2½- und 3½-Zimmer-Wohnungen. Auch der Mittelbau der GWG mit insgesamt 44 Wohnungen wird als Holzbau errichtet. Der Westbau der WBG Talgut mit 37 Wohnungen entsteht auf der Halle 4. Im Erd- und im ersten Obergeschoss werden die Fassade und die Struktur erhalten und in Massivbauweise ergänzt. Die Überbauung ist autofrei, es werden lediglich oberirdische Besucherparkplätze angeboten.

Wohn- und Gewerbeüberbauung Depot Deutweg, 2029
Tösstalstrasse 86
Bauherrschaft: Konsortium Depot Deutweg (Gaiwo Genossenschaft für Alters- und Invalidenwohnungen, GWG Gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft Winterthur, Wohnbaugenossenschaft Talgut)
Projektentwicklung und Bauherrenvertretung: Archipel, Zürich
Architektur: Conen Sigl, Zürich
Baumanagement: Wild, Winterthur
Landschaftsarchitektur: Schmid, Zürich
Auftragsart: einstufiger Projektwettbewerb mit Präqualifikation, 2021
10 Ausrufezeichen im Norden
Nördlich des Bahnhofs Winterthur erstellte der Verband ostschweizerischer landwirtschaftlicher Genossenschaften (Volg) in den 1950er-Jahren grosse Lagerhäuser entlang des Gleisbogens. Vor rund 25 Jahren übernahm die Siska Immobilien die Häuser und baute sie zum Gewerbe- und Hotelkomplex Siska-Banane um. Am Kopf des spitz zulaufenden Areals, direkt neben der Wülflinger Unterführung, sollen nun als Auftakt des Quartiers ein rund 65 Meter hohes Hochhaus und ein niedrigerer Sockelbau entstehen. 2021 lud Siska Immobilien die Bevölkerung zu einem ‹Ideenbasar› ein. So wurde die Idee aufgenommen, den Vorplatz der Siska-Banane zu einem Park umzugestalten. Für das Hochhaus fand 2021 eine Testplanung statt. BDE Architekten schlagen ein Hochhaus vor, das unten etwas schmaler ist und sich oben mit Loggien weitet. Zwei Drittel der Flächen sind für Wohnungen vorgesehen, der Rest für Gastronomie und Gewerbe. Wenn der Gestaltungsplan rechtskräftig ist, wird ein Projektwettbewerb durchgeführt.

