Praktische Neuerungen sind oft unscheinbar: Die mit wenigen Handgriffen demontierbare Steuereinheit des ‹Urinal Preda› von Geberit erleichtert die Arbeit der Installateure ...

Sinnlos bis praktisch

Neuheit als eigene Qualität zu begreifen, ist pathetisch. Warum aber messen wir dem Neuen einen so hohen Wert bei und welchen Zweck hat das Neue eigentlich? An der Swissbau gibt der ‹Geberit›-Stand Antworten.


Neuheit als eigene Qualität zu begreifen, ist pathetisch. Warum aber messen wir dem Neuen so einen hohen Wert bei und welchen Zweck hat das Neue? Der ‹Geberit›-Stand an der Swissbau gibt Antworten.

Warum die Manie des Neuen? Ganz einfach: Der Markt erfindet immer neue Scheinbedürfnisse und trägt sie in die Köpfe der Konsumenten. Treffend beschreibt das Heinrich Bölls ‹Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral›, in der ein Kapitalist auf einen Fischer einredet, er möge ausfahren und so viele Fische angeln bis er mehrere Boote und schliesslich eine ganze Fischfabrik kaufen könne, um anschliessend zufrieden in der Sonne zu liegen – was er freilich während des gesamten Gesprächs längst tut. In die Kategorie Fischfabrik zählt das Dusch-WC ‹AquaClean Mera›. Das teure Stück HighTech hat nicht nur eine Reinigungsdüse und eine Ladydusche, sondern auch einen Föhn, Heizungsschlaufen im Sitz, eine Untergrundbeleuchtung mit Bewegungssensor und eine Fernbedienung, die per Knopfdruck den Deckelmotor ansteuert und Benutzerprofile speichert. Da fragt man sich: Wo hört Komfort auf?

Nebenan erklärt der freundliche Techniker detailliert das ‹Urinal Preda›. Hier ist die Neuerung weder Trendfarbe noch Komfort-Tornado, sondern praktischer Art. Im Urinal steckt ein grosses Siphongehäuse aus Polypropylen, das ein einfacher Handgriff löst. So lässt sich der mechanische Geruchstopper bei Verfärbungen einfach austauschen und das Siphon herausnehmen. Dieses ist so klein, dass das komplette System mit einem halben Liter Wasser statt der üblichen drei bis sechs ausgespült wird. Unten am Urinal ist die Steuerungseinheit integriert. Mit einem einfachen Handgriff kann man sie lösen und verschiedene Teile austauschen – etwa den Akku, der sich in der autarken Ausführung durch den Wasserdurchfluss auflädt. Es gibt noch weitere kleine Neuerungen, etwa für die Wartung der Düse oder die nachträgliche Höhenverstellung. «Viele Neuigkeiten sind unsichtbar und betreffen kleine Teile, die für den Handwerker bei der Montage oder bei Wartungsarbeiten einen grossen Unterschied machen», erklärt man mir.

So zeigen das Dusch-WC und das Urinal deutlich: Nicht alle neuen Ansprüche und Technologien sind nötig. Richtiges und Praktisches ist oft unscheinbar und dahinter steckt viel Arbeit. Diese mag schwerer zu vermitteln sein, aber ihr Nutzen ist bleibend.

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