«Der Platzmangel wird akut», sagt Ulrich Weidmann Fotos: Gian Paul Lozza

«Zürich wird im Städte-Ranking allmählich zurückfallen»

Der ETH-Professor Ulrich Weidmann äussert sich heute im Tages-Anzeiger im grossen Interview zur Zukunft von Zürich. Die Stadt brauche mehr Mut zu grossen Würfen, denn sie stehe am Scheidepunkt.

Was passiert, wenn in Zürich nichts passiert? Diese Frage stellt der Tages-Anzeiger in der sechsten Folge seiner Sommerserie zur «Verbauten Schweiz». Der ETH-Professor für Verkehrsplanung und Transportsysteme Ulrich Weidmann antwortet im Interview: «Der Druck auf die Mietzinse und den Wohnraum nimmt weiter stark zu. Im Gegenzug schwillt der Verkehr an, die Fussgänger stehen sich auf den Füssen herum, und die Lebensqualität nimmt wahrnehmbar ab.» Wie also reagieren? Weidmann masst sich nicht an, städtebauliche Rezepte abzugeben, aber er fordert ein Umdenken. Zürich sei nicht grosszügig, sondern kleinräumig konzipiert. Die Stadt sei heute am Scheidepunkt zwischen einer typischen schweizerischen Grossstadt und einer kleineren Grossstadt im europäischen Massstab. Deshalb stellt Weidmann sich Siedlungskonzepte des 21. Jahrhunderts mit einer hohen Dichte vor, was auch umweltfreundlich sei. Weidmann will die Stadt vom Verkehrsdruck entlasten, zum Beispiel indem im Stadtkern die Trams unter Boden verlegt werden, wie Hochparterre zeigte. Diese Idee sei doch Utopie, sagt der Tages-Anzeiger. Weidmanns Antwort: «Wenn sich der Metropolitanraum entwickelt, wird der Druck auf das Zentrum zunehmen. Der Platzmangel wird akut, weil wir nicht einfach Häuser abbrechen können oder wollen. Der Schlüssel ist der Verkehr.»
Begleitend zum Interview hat der Tages-Anzeiger Fakten zur Zürcher Verdichtung zusammengestellt. Zum Beispiel ist der Kreis 5 das bevölkerungsdichteste Quartier, wo auf den Quadratkilometer gerechnet 14 600 Menschen wohnen.

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