Das SBB-Areal Neugasse ist 30'000 m2 gross und umstritten. (Foto: neugasse-zuerich.ch)

Zankapfel Neugasse

Eine Initiative, die auf dem Stadtzürcher SBB-Areal Neugasse 100 Prozent gemeinnützige Wohnungen fordert, hat intakte Chancen. Ausserdem in der Presse: Gute und böse Jeans, Stadtforscher Thomas Sieverts und Fernbusse versus Service Public.


«Die SBB geraten weiter unter Druck», titelt die ‹NZZ›. Der ‹Tages-Anzeiger› schreibt von «Widerstand wie noch nie». Ein kurzer Rückblick: Vor rund einem Jahr präsentierte die SBB ihre Pläne für drei Areale entlang des Zürcher Gleisfelds (siehe hier). Hinter verschlossenen Türen hatte sie mit der Stadt ausgehandelt, was dort geschehen sollte. Um das Areal Neugasse im Kreis 5 entbrannte eine Debatte. Ein Drittel der Wohnung soll gemeinnützig werden. Zu wenig, fanden linke Kreise und gründeten den Verein Noigass, der 100 Prozent gemeinnützige Wohnungen fordert (siehe hier). Gestern folgte nun eine Initiative, die von der Stadt fordert, das Areal zu kaufen oder im Baurecht zu übernehmen. «Der Stadtrat muss nochmals mit der SBB verhandeln», sagt der Noigass-Vereinspräsident. Und er weiss: Kommt der Gestaltungsplan wie vorgesehen, könnte man das Referendum ergreifen und hätte bei der Stadtbevölkerung keine schlechten Chancen. Denn viele verstehen nicht, wieso die SBB als bundeseigener Bauherr, der einst günstiges Land erhielt, seine Areale allzu renditeorientiert entwickelt. Der Tagi zeigt zahlen: Auf den derzeit neun Arealen, die schon überbaut oder im Bau sind, stehen 1'140 Marktwohnungen 298 gemeinnützigen Wohnungen gegenüber. Das ist weniger als der Stadtzürcher Durchschnitt von rund einem Viertel und deutlich weniger als das im wohnungspolitischen Grundsatzartikel verankerte Ziel von einem Drittel. Noch ist das Seilziehen in vollem Gange. Der SBB-Sprecher erklärt im Tagi: «Die SBB wollen Eigentümerin des Areals Neugasse bleiben und sind an einer wirtschaftlichen Entwicklung interessiert.»

Weitere Meldungen:


– Arbeiter in der Jeans-Produktion verdienen schlecht und werden krank. Die ‹Luzerner Zeitung› (Artikel für Abonnenten) berichtet, wie aus dem dauerhaften Modeprodukt ein schädlicher Artikel wurde und wie nachhaltige Labels und Repair-Shops an einer Kehrtwende arbeiten.

– Vor 20 Jahren machte sich der Stadtforscher Thomas Sieverts mit der Wortschöpfung «Zwischenstadt» einen Namen. In der ‹NZZ› spricht er über den Rollentausch von Stadt und Land, wieso Bauten nutzungsneutral sein sollten und kritisiert die im Nationalfondsprogramm 65 geforderte «Stadtwerdung der Agglomeration» (siehe auch die Kritik von Hochparterre).

– In Ilanz entsteht «mehr als nur ein neue Bahnhof», schreibt die ‹Südostschweiz›. Am wichtigsten Verkehrsknoten der Surselva entstünde auch ein Postautoplatz und ein Bahnhofsgebäude mit Läden und anschliessender Fussgängerzone.

– «Erst fahren, dann reden», kommentiert ‹Die Wochenzeitung› knapp über die Erlaubnis des ersten Busunternehmens, Innerschweizer Fernstrecken anzubieten, so etwa Bern_Zürich für 11.50 Franken (mit Halbtax). Mehr Markt im öffentlichen Verkehr führe aber dazu, dass die SBB auf lukrativen Strecken unter Druck käme und somit zur Gefährdung der «Quersubventionierung von weniger frequentierten Strecken in den Randregionen».

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