Wann ist ein Geräusch Lärm? Kurt Tucholsky wusste die Antwort.

Stadtgeräusche in Zürich und Lärmmessung mit DJ Ötzi in Bern

Ein Tonkünstler in Zürich. Lärmstreit in Bern. Biodiversität an der Waadtländer Autobahn, Mehrzweckstreifen in Wipkingen, und es wird gebaut. Die Presseschau.

In Zürich fängt Soundkünstler Dimitri de Perrot Alltagsgeräusche ein. «Das Rumpeln einer Metro. Ein Gespräch auf der Strasse. Ein Lied, das aus dem dritten Stück eines Wohnblocks kommt. Und manche meinen, einen Löwen brüllen zu hören – «gäll, da isch en Löi drin?» Der Tages-Anzeiger porträtiert de Perrot, dessen Soundarbeit «Niemandsland» im Theaterhaus Gessnerallee läuft. «Ich spiele mit dem Nebensächlichen, das man gar nicht so wahrnimmt im Alltag», sagt de Perrot, der die Stadt als begehbaren Klangraum sieht.

Doch Stadtgeräusche können leicht von der Neben- zur Streitsache werden. So zurzeit in Bern, wie der Bund berichtet. Das Team der kantonalen Fachstelle Lärmakustik muss Lärm beurteilen und entscheiden, wer bei Konflikten leiser drehen muss. Keine einfache Sache. Das Berner Gastgewerbe findet die Urteile zu streng. «Die Arbeit der Fachstelle Lärmakustik ist immer wieder höchst umstritten.» Der Artikel blickt hinter die Kulissen und klärt auf, wie Lärm gemessen oder, besser gesagt, beurteilt wird. Unter anderem im Vergleich mit dem Refrain des DJ-Ötzi-Songs «Ein Stern» im Dauerloop: «Dieser deckt ein breites Frequenzspektrum ab, hat Gesang und ist gleichzeitig homogen genug.» Doch: «Alltagslärm lässt sich kaum objektiv beschreiben und messen», sagt Baurechtsexperte Rudolf Muggli im Artikel. Was Kurt Tucholsky längst wusste: «Lärm ist immer das Geräusch der anderen.»


Weitere Meldungen:

– In Bern wird gebaut: Gestern war Grundsteinlegung für 104 neue Wohnungen im Berner Rossfeldquartier. Die Überbauung an der Reichenbachstrasse 118 ist als 2000-Watt-Siedlung geplant mit den Attributen Erdsonden, Wärmepumpen, Fotovoltaikanlagen, autoarm. Zudem gebe es keine freistehenden Tiefkühler in den Wohnungen, sondern einen zentralen gemeinsamen Tiefkühlraum, schreibt der Bund.

– In Graubünden wird gebaut I:  Beim Autobahnanschluss Chur Süd bauen Comamala Ismail Architectes einen Verkehrsstützpunkt für die Kantonspolizei Graubünden. «Das an der Autobahn A13 geplante viergeschossige Gebäude soll ein Leuchtturmprojekt für nachhaltiges Bauen werden», schreibt die Südostschweiz.

– In Graubünden wird gebaut II: Die Davoser Regierung hat dem umstrittenen Tourismusresort «Residenz Park Hotel» die Baufreigabe erteilt. Auf dem Areal des alten Hotels Derby in Davos sollen nun sechs grosse Gebäude entstehen, schreibt die Südostschweiz.

– Die Borte von Autobahnen können Horte der Biodiversität sein. Der Kanton Waadt richtet deren Pflege deshalb nun anders aus: Man geht stärker gegen exotische Arten vor und will dafür Orchideen und Schmetterlinge fördern, schreibt 24 Heures.

–  Schliesslich berichtet der Tages-Anzeiger von einem Strassenexperimnent: Durchs Zürcher Quartier Wipkingen zieht sich «eine mächtige, gerippte Schlange». Der 130 Meter lange und 3,5 Meter breite «Mehrzweckstreifen» ist der erste seiner Art in Zürich. Er soll die trennende Wirkung der Stadt aufheben und Zufussgehenden das Queren erleichtern. Die Funktionsweise ist anfangs herausfordernd: «Es gilt das Prinzip des «Miteinanders». Fussgänger haben nicht prinzipiell Vortritt. Sie treten vom Trottoir auf die gelbe Fläche hinaus, warten, bis sich eine Lücke im Verkehr auftut, suchen den Blickkontakt zu den Autolenkenden und überqueren die Strasse. Falls das nicht reicht, legen sie auf dem Mehrzweckstreifen einen Zwischenstopp ein. Die Fahrzeuglenkenden andererseits müssen auf die anderen Verkehrsteilnehmer Rücksicht nehmen. Sie dürfen den Streifen aber zum Einspuren und Abbiegen benutzen. Zur Sicherheit sollen die Fussgänger mit den Autofahrerinnen in jedem Fall Augenkontakt aufnehmen.»

 

 

 

 

 

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