Learning from Ballenberg

Während die globale Gegenwartsarchitektur die gebaute Welt mit «eisig glatten Oberflächen» aus Glas und Beton erstarren liesse, könne man im Freilichtmuseum Ballenberg lernen, «wie wichtig Materialien, Konstruktion, Formen, Proportionen und Einzelheiten für eine attraktive Baukunst sind». ‹NZZ›-Feuilletonist Roman Hollenstein verordnet Studenten, Urbanisten und Landschaftsgestaltern einen Pflichtbesuch.

Anfangs Jahr galt Ballenberg bei Brienz noch als Schreckensbild. Im Rahmen der restriktiven Revision der Stadtzürcher Bau- und Zonenordnung diente das Freilichtmuseum als Beispiel für Ewiggestrigkeit. ‹NZZ›-Feuilletonist Roman Hollenstein wirft nun einen positiveren Blick auf Ballenberg und titelt – offensichtlich an «Learning from Las Vegas» von Robert Venturi und Denise Scott Brown angelehnt – schlicht «Lernen von Ballenberg». Während das postmoderne Standardwerk die Integration von Pop-Kultur in der Architektur forderte, lerne man in Ballenberg aus der Tradition zeitlose Werte und «allein schon aus der Anschauung, wie wichtig Materialien, Konstruktion, Formen, Proportionen und Einzelheiten für eine attraktive Baukunst sind». Dagegen wirke die Gegenwartsarchitektur «erschreckend arm und banal» und schlagartig würde einem bewusst, «wie sehr unförmige, massstabslose Glas- und Betonbauten mit ihren eisig glatten Oberflächen die gebaute Umwelt immer mehr erstarren lassen». Hollenstein fordert Pflichtbesuche vor Ort für Studenten, die sich zu viel mit Computer-Renderings beschäftigten und meint, auch Urbanisten und Landschaftsgestalter könnten hier noch lernen – «etwa wie Bauvolumen und Grünräume zueinander in Bezug gebracht werden könnten».

Weitere Meldungen:


– «Heute öffnet die Art ihre Pforten», titelt die ‹Basler Zeitung› schon auf der Front. Sie präsentiert auf Seite Zwei die Art Unlimited als «Museum auf Zeit», das grosse Installationen, Skulpturen und Wandgemälde zeigt. Auf Seite 17 stellt sie neuste Mode-Trends vor, denn «während der Art Basel bewegen sich viele Paradisvögel in der Stadt». Im Kulturteil schliesslich finden sich vier ganze Seiten zur Art: über umstrittene und hochdotierte Kunstverkäufe sowie die von Museumsdirektor Bernhard Mendes Bürgi gewählten Highlights der diesjährigen Galeristenschau.

– Auf dem Vitra-Campus hat der deutsche Künstler Carsten Höller einen knapp 31 Meter hohen Uhr-, Aussichts- und Rutschbahn-Turm erstellt. Das Kunstobjekt oszilliere zwischen Bauwerk und Skulptur, erinnere «an den unrealisierten Tatlin-Turm», meint die ‹NZZ›.

– Die ‹Basler Zeitung› berichtet über den «Spaziergangswissenschaftler» und die «irrsinnig Neugierige». Sie präsentiert das gestern aus der Taufe gehobene Buch «Raum und Macht» über Lucius und Annemarie Burckhardt-Wackernagel.

– «Kulturlandinitiative ein Fall für Lausanne», titelt der ‹Tages-Anzeiger› zur Stimmrechtsbeschwerde beim Bundesgericht durch die Zürcher Grünen. Sie richtet sich gegen den Kantonsrat, der die Umsetzungsvorlage der vom Volk angenommenen Kulturlandinitative als «Verhinderungstrip» und «ungeniessbar» bezeichnete und nicht darauf eintrat. Ob er sich damit wirklich weigerte, den Volkswillen umzusetzen, wird sich zeigen. Doch die ‹NZZ› weiss um die Wirkung bis dahin: Das Moratorium der Baudirektion für neue Einzonungen bleibt in Kraft. Zwar gilt aufgrund der angenommenen RPG-Revision ohnehin ein faktischer Einzonungsstopp. Doch nach der Genehmigung des kantonal revidierten Richtplans durch den Bundesrat, fällt dieses weg – und «hat das Bundesgericht bis dahin die Stimmrechtsbeschwerde nicht abgewiesen, wirkt weiter das kantonale Moratorium».

– «Chancenlose Tramgegner», meint ‹Der Bund› und prophezeiht, dass die Idee eines Schanzentunnels für das Berner Tram als Bestandteil von SVP-Rückweisungsanträgen heute Abend im Stadtrat versenkt wird. Ausserdem zieht die SP Bern-Nord laut ‹Der Bund› ihre Einsprache gegen das Projekt Tram Region Bern teilweise zurück.

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Kommentare

Egon 21.06.2014 09:17
Der Hollenstein sollte den Pflichtbesuch auch gleich den Investoren, Aktionären von Immobiliengesellschaften und Bauherren verordnen. Aber dazu fehlt dann wohl der Mut.
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