Das Lacma ist das grösste Projekt, das Architekt Peter Zumthor realisieren kann. Fotos: Lacma

Lacma: Zumthor ist entspannt

In Los Angeles erregt der Museumsneubau von Peter Zumthor weiterhin die Gemüter. Der Architekt ist entspannt. Ausserdem: Bahnhof, Wohnungen und Auktionshaus in Bern, Schulhaus in Zürich mit St. Galler Wurzeln.

Schauspieler Brad Pitt nenne es ein «Meisterwerk aus Licht und Schatten», Kritiker Joseph Giovannini hingegen «Selbstmord durch Architektur»: Peter Zumthors Projekt für den Neubau des Los Angeles County Museum of Art (Lacma) erregt die Gemüter, wie heute der ‹Tages-Anzeiger› und weitere Tamedia-Zeitungen schreiben. Museumsdirektor Michael Govan hat Grosses vor: «Es fühlt sich schon ein bisschen so an, als würden wir zum Mars wollen mit dem Projekt», zitiert ihn der ‹Tagi›. Ein Museum in L.A. könne, ja müsse anders sein als eines in New York. Für Zumthor sei Govan der beste Bauherr, den er je hatte. Statt eines Architekturwettbewerbs bei dem sich mehrere Büros mit ihrem Entwurf bewerben und eine Jury den besten Vorschlag auswählt, entschied der Museumsdirektor lieber selbst, heisst es im Artikel.
Gegner Giovannini schaltete ganzseitige Anzeigen in der ‹New York Times›, um gegen den (inzwischen erfolgten) Abbruch des alten Lacma zu protestieren, er lancierte eine Petition dagegen und initiierte einen internationalen Wettbewerb, der 28 Gegenentwürfe hervorbrachte. Hochparterre berichtete darüber. Zudem sei das Museum zu klein, es fehle eine Bibliothek, es habe zu wenig Ausstellungsfläche und brauche zu viel Fläche. Ausserdem sei es zu teuer.
Zumthor wirke am Telefon gelassen, schreibt der ‹Tagi›. Seine Gelassenheit erkläre er mit den Erfahrungen beim Kunsthaus Bregenz: «Am Anfang, als die Fundamente in Bregenz ausgegraben wurden, haben sich alle Bauarbeiter weggedreht, wenn ich auf die Baustelle kam. Als der Rohbau stand, haben sie mich angeschaut. Und als die Glasfassade dann hochgezogen wurde, wurde mir der rote Teppich ausgerollt. Vielleicht passiert in Los Angeles ja etwas Ähnliches». 2024, wenn das Museum eröffnet wird, werden wir es wissen.

 

Weitere Meldungen:

– Am 7. März stimmen die Bernerinnen und Berner über einen neuen Bahnhofszugang ab. Die neue Unterführung, die die SBB und der RBS zurzeit unter den Gleisen erstellen, soll unter dem Bubenbergplatz hindurch bis zum Hirschengraben verlängert werden. Die Unterführung und die damit verbundene Umgestaltung des Hirschengrabens ist umstritten. In der heutigen Ausgabe des ‹Bund› nehmen Stadtpräsident Alec von Graffenried und die neue Verkehrsdirektorin Marieke Kruit Stellung. SBB und RBS bauen den Bahnhof für eine Milliarde um. Es sei an der Stadt, die passenden Zugänge zu ermöglichen. «Wir wären Seldwyla, wenn wir das nicht schaffen würden», sagt von Graffenried.

– In den letzten Jahren hat die Stadt Bern immer wieder Wohnungen gekauft und diese mehrheitlich zu günstigen Preisen vermietet. Das will die Stadt auch in diesem Jahr tun, wie der ‹Bund› schreibt: Das Stadtparlament und dann die Stimmberechtigten sollen über einen 45-Millionen-Franken-Kredit abstimmen. «Es braucht eine Stadt, die handelt, sonst treiben Private die Mietpreise weiter nach oben», zitiert der ‹Bund› den verantwortlichen Finanzdirektor Michael Aebersold. Das passt nicht allen: Die GLP findet, die Stadt solle nicht Wohnraum kaufen, sondern Land im Baurecht abgeben, die FDP verweist auf die angespannte Finanzlage wegen Corona.

– Gestern hat die Stadt Zürich das siegreiche Wettbewerbsprojekt für die Schulanlage Saatlen in Schwamendingen präsentiert, Hochparterre hat es vorgestellt. Bollhalder Eberle Architektur, Vetschpartner Landschaftsarchitekten und Borgogna Eggenberger und Partner Bauingenieure gewannen mit dem Entwurf ‹Schere, Stein, Papier›, wie der ‹Tages-Anzeiger› schreibt. Das ‹St. Galler Tagblatt› nimmt dies zum Anlass für ein Porträt von Bollhalder Eberle: «St. Galler Architekten trumpfen auf». Gegründet  haben das Büro 1981 Markus Bollhalder und August Eberle in St. Gallen. 45 Mitarbeitende zählt es in St. Gallen, 15 in der Niederlassung in Zürich.

– In einem Gespräch mit dem ‹Bund› nimmt Bernhard Bischoff, Geschäftsführer im Auktionshaus Kornfeld und Galerist in Bern, Stellung zur aktuellen Lage im Kunstmarkt. Weil viele reiche Menschen während der Pandemie noch reicher geworden sind, haben sie auch viel Kunst gekauft. Darum sei der globale Kunstmarkt relativ stabil geblieben. Für 2021 spürt Bischoff eine Verunsicherung auf der Verkäuferseite – «dabei wäre es im Moment eine ideale Zeit, um Kunst zu verkaufen, eben weil die Nachfrage international extrem gross ist». Schwieriger sei jedoch der mittlere Bereich, Werke um 20’000 Franken: Das klassische Bildungsbürgertum verschwinde immer mehr und damit auch eine Käuferschicht. Die Lage der Galerien schätzt Bischoff als schwierig ein: «Ich befürchte ein grosses Galeriensterben» 

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Kommentare

Andreas Konrad 22.01.2021 12:23
« .... entschied der Museumsdirektor lieber selbst, heisst es im Artikel. » So entsteht wirklich Grossartiges , wenn es nicht durch städtische Technokraten kleingetrampt wird. Thumbs up !
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