Der gläserne Erweiterungsbau von Adolf Krischanitz muss noch durch den Zürcher Gemeinderat. Weil die Zurich-Versicherung 8,4 Millionen an die neue Hafenpromenade zahlt, dürfte dies gelingen. Fotos: krischanitz.ch

Freiwillige Mehrwertabschöpfung

Die Zurich-Versicherung zahlt 8,4 Millionen Franken an die Aufwertung der Hafenpromenade Mythenquai.


«Mehr Raum für Zürichs neues Zentrum», titelt die ‹NZZ› zurückhaltend. «Deal in der Enge», titelt der ‹Tages-Anzeiger›. Es geht um den gestern vom Zürcher Stadt- an den Gemeinderat überwiesenen, privaten Gestaltungsplan «Quai Zurich». Dieser erlaubt der Zurich-Versicherung einen Ausbau ihres Hauptsitzes am Mythenquai. Damit künftig 1'300 Personen hier arbeiten können, erlaubt der Plan den Rückbau des Bestandes auf die Originalsubstanz und einen neuen, U-förmigen Glasbau. Dieser ist fünf Meter höher als die reguläre Bauordnung vorsieht. Im Gegenzug zahlt der Versicherungsriese 8,4 Millionen für die Aufwertung der Hafenpromenade. Der Betrag wurde laut Interview mit Stadtrat André Odermatt in der ‹NZZ› im bewährten Basler Modell berechnet, das fünfzig Prozent der geschaffenen Planungsmehrwerte in öffentliche Nutzungen überführt.
Noch gibt es keine Rechtsgrundlage, doch das revidierte Raumplanungsgesetz sieht eine Mehrwertabschöpfung von mindestens 20 Prozent vor. Bürgerliche bemängeln folglich die eher strenge «Voranwendung» durch die Stadtzürcher Verhandlungspraxis. Die FDP hält die «Bestrafung» der steuerzahlenden Arbeitgeber für «völlig unsinnig» und die SVP spricht von einer «Frechheit», weil die Stadt mit einer Ablehnung von Gestaltungsplänen durch den Gemeinderat erpresse.
Fakt ist: Solche Verhandlungen sind nicht neu, bloss die Abstützung auf das Basler Modell und der konkrete Anteil, der abgeschöpft werden soll. Bislang schwankte dieser sehr stark. Fakt ist auch, dass ein Gestaltungsplan mit öffentlichen Mehrwerten besser dasteht. Odermatt zeigt sich im ‹Tages-Anzeiger› mit dem Ergebnis sehr zufrieden und erklärt: «Es wäre der Zurich-Versicherung offengestanden, es mit einem Gestaltungsplan ohne Mehrwertausgleich zu versuchen.» Ausserdem profitiere die Zurich-Versicherung auch selber, «denn es handelt sich ja gewissermassen um ihren Vorgarten, der aufgewertet wird».

Weitere Meldungen:


– Von Zumthor zu Morphosis Architects. Laut ‹NZZ› entwirft mit Thom Mayne ein weiterer Pritzkerpreisträger für die 7132 AG in Vals. Das Büro aus Los Angeles plant ein Luxushotel mit 100 Suiten, welches im März in New York vorgestellt wird.

– Morgen erscheint der neue ‹Art Space Guide Zürich›. Dieser versammelt 39 «physische Kunsträume» in Zürich und Schlieren, was laut ‹NZZ› «auf eine äusserst rege Off-Szene deutet». Weil auch etablierte Institutionen deren Bedeutung für das Kulturleben erkannt haben, unterstützten Stadt und Kanton das «mit viel persönlichem Engagement und wenig Mitteln umgesetzte Projekt».

– Der Architekt Harry Glück errichtete allein in Wien 16'000 Wohnungen. In den 1970ern war er der meistbeschäftigte Architekt der Stadt und beschäftigte über 100 Angestellte. Die ‹NZZ› rezensiert den Bildband über seine Grosssiedlungen.

– Der Kanton Zürich revidiert zurzeit sein Gemeindegesetz aus dem Jahr 1926, Baselland erhält ein neues Gemeindestrukturgesetz. Laut ‹Basler Zeitung› sollen diese Gesetze den Gemeineden ermöglichen, «einerseits als eigenständige staatsrechtliche Wesen zu überleben und andererseits den neuen Herausforderungen gewachsen zu sein».

– «Eine Welt der kurzen Wege», titelt ‹Die Wochenzeitung› und hinterfragt ausführlich den «Imperativ des Wirtschaftswachstums» und die «Rolle der Technik in der Geschichte». Sie fragt, ob es Alternativen gegeben hätte und was wäre, wenn es keine Eisenbahn gegeben hätte.

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