Anstelle der 1997 abgebrochenen ‹Linde› in Schwarzenburg hat Ductus Studio Neubauten geplant. Fotos: Ductus Studio

Dorfreparatur in Schwarzenburg

In Schwarzenburg repariert Ductus Studio das Dorf. Ausserdem in der Presse: Schützenmatte in Bern, Raffinerie in Collombey, Jugenstil in Lausanne, Rohstoffpreise nach Corona und die Berliner Mauer.

Im bernischen Schwarzenburg klafft seit dem Abbruch des Gasthofs Linde vor bald 25 Jahren eine Lücke. Nun kündet ein Baugespann auf dem als Parkplatz genutzten Grundstück eine Veränderung an. Im ‹Bund› macht sich Dieter Schnell, Dozent für Geschichte und Theorie der Architektur an der Berner Fachhochschule, Gedanken zur Dorfreparatur. Diese sei wohl noch schwieriger, als die seit den 1970er-Jahren diskutierte Stadtreparatur. Zum einen, weil es für die Dorfreparatur kaum gelungene Vorbilder gebe. Zum anderen aber auch, weil die dörflichen Strukturen als «gewachsen» und «zufällig» gelesen würden, und «Zufall sich nicht entwerfen lässt», wie Schnell schreibt. So irrational wie sie scheinen, seien Dorfstrukturen aber nicht: Bauen sei immer teuer und also wohldurchdacht und rational gewesen.

Bloss: Wer Dorfreparatur betreiben möchte, stelle bald fest, dass es gar keine dörflichen Bautypen mehr gibt. «Alte Bautypen sind, wenn man sie erhalten kann, wunderbar; wenn man sie nachzubauen versucht, wirkt das Resultat kitschig oder leblos», schreibt Schnell. Für Schwarzenburg haben die jungen Architekten des Ductus Studios mit Büros in Bern, Solothurn und Stockholm, eine Lösung gefunden. Sie hatten «die eigentlich unlösbare Aufgabe auf sich genommen, in Ermangelung eines dörflichen Bautyps einen solchen nicht nur neu zu entwerfen, sondern auch in vierfacher Ausführung so ‹zufällig› in die Dorflücke zu setzen, dass wieder eine angenehme Dorfatmosphäre in Schwarzenburg einziehen kann», schreibt Dieter Schnell im ‹Bund›. «Hoffen wir, dass das gelungene Kunststück demnächst auch wirklich realisiert wird.»

 

Weitere Meldungen:

– Ebenfalls im ‹Bund›: Seit fünfzehn Jahren befasst sich der Berner Gemeinderat, die Stadtregierung, mit der Beruhigung und Neugestaltung der Schützenmatte bei der Reithalle. Bernhard Ott zeichnet in einer «Chronologie des Stillstands» die «Endlosschlaufe» des Gemeinderats auf der Schützenmatte nach. Anlass ist ein Bericht über die zunehmende Gewalt auf der ‹Schütz› in der gleichen Ausgabe.

Der ‹Bund›, ‹24heures› und die anderen Tamedia-Zeitungen berichten heute über den Abbau der Raffinerie in Collombey-Muraz. Der Ölkonzern Tamoil hatte die Raffinerie 2015 stillgelegt. Nun lässt er sie abbrechen und an ihrer Stelle ein Industriequartier aufbauen. «Vom Schandfleck zum Prestigeprojekt», titeln die Zeitungen.

– ‹24heures› lenkt heute den Blick auf eine Fassade an der Place de la Palud im Lausanner Stadtzentrum. Hier sticht eine grüne Jugenstilkonstruktion aus den mittelalterlichen Fassaden heraus. Davor sitzen Gäste auf der Terrasse der Confiserie, die das Ladenlokal belegt. Zwei aus Stein gehauene Eulen sitzen auf den flankierenden Säulen – und deuten auf die frühere Nutzung des Lokals an: Hier hatte die Sargfabrik Hessenmuller, Genton, Chevallaz ihren Sitz. 1911 hatte sie zwei Häuser zusammengefasst und mit einer neuen Fassade versehen. «Die Särge verkauften sich wie frische Brötchen», meint die Zeitung in Anlehnung an die heutige Nutzung.

- Nochmals der ‹Bund›: Er berichtet über die weltweit steigenden Rohstoffpreise und den Nachholbedarf beim Bauen. Seit Anfang Jahr sei der Holzpreis je nach Produkt um 20 bis 120 Prozent angestiegen, sagt Holzbauer Ernst Kühni, der auch Präsident des Berner KMU-Verbands ist. Wer bezahlt die Mehrkosten? «Wir versuchten immer einen Kompromiss mit allen Beteiligten zu finden», sagt Kühni. Er sieht die Entwicklung nicht nur negativ: Holz sei bisher zu günstig gewesen.

– Und zum Schluss ein Bauwerk der abscheulichen Art: die Berliner Mauer. Heute vor sechzig Jahren begannen die Machthaber der DDR, ihre Bürger einzusperren. Die ‹Neue Zürcher Zeitung› spricht mit zwei Zeitzeugen. «Wenn sie die Grenze schliessen, werden sie sie auch bald wieder öffnen». Dies sei laut dem heute 73-jährigen Hartmut Richter damals die allgemeine Einschätzung gewesen. «Dass die Mauer 28 Jahre stehen würde, haben sich keiner vorstellen können».

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