Ein Baudenkmal? Die ‹Gare-Parking› von 1964 im Flon-Quartier in Lausanne: Unten die Station der Métro, oben ein Parkhaus. Das Foto von 2007 zeigt das Gebäude während dem Bau der Métro M2, als der Bahnhof ein Geschoss tiefer gelegt wurde.. Fotos: Werner Huber

Die ‹Trente Glorieuses› und die Denkmalpflege

In der Waadt läuft die Inventarisation der Bauten bis 1975. Vieles ist nicht auf den ersten Blick denkmalwürdig. Ausserdem: ein Sandsteinbrunnen, der Ceneritunnel, die Stadtbildkommision und der Verkehr.

Der Kanton Waadt nimmt die Inventarisation des baulichen Erbes der 1920er- bis 1970er-Jahre an die Hand. Darin spielen insbesondere die Bauten der ‹Trente Glorieuses›, der dreissig Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, eine zentrale Rolle. «Der Massenwohnungsbau nimmt in der Geschichte des 20. Jahrhunderts einen wichtigen Platz ein», sagt, franz Graf, Direktor des Labors für Technik und Erhalt der Architektur der Moderne (TSAM) an der EPFL, in der heutigen Ausgabe von ‹24 heures›. Am Donnerstag legte Staatsrat Pascal Broulis die zweite Fassung des neuen Denkmalschutz-Gesetzes vor, das im Januar 2021 verabschiedet werden soll.


Für Laien ist es zunächst schwer verständlich, dass die grossen Ensembles oder der Sozialwohnungsbau der 1960er- und 1970er-Jahre denkmalwürdig sind. Weshalb soll das Schattenspiel der orangen Sonnenstoren oder die Farbe des Linoleumbodens plötzlich schützenswert sein? Das sei eine Herausforderung. «Wir setzen auf den Dialog», sagt dazu Maurice Lovisa, der die Spezialkommission für das architektonische Erbe des 20. Jahrhunderts präsidiert.


Zur Aufgabe der Kommission gehört es auch, Objekte zu untersuchen, die eine schlechte Presse hatten oder heute noch haben, beispielsweise Verkehrsbauwerke wie der Autobahnviadukt beim Schloss Chillon oder der ‹Parking-Bahnhof›in Lausanne Flon.

Weitere Meldungen

– In der Nacht auf Donnerstag hob ein Kran einen 24 Tonnen schweren, 12 Meter langen Brunnentrog aus massivem Sandstein von der Strasse in den Hof der Zurich-Versicherung im Enge-Quartier in Zürich. Darüber berichtet heute der ‹Tages-Anzeiger›. Steinmetz Thomas Müller schuf in seinem Steinbruch in Eschenbach (SG) den Brunnen aus einem einzigen Stück Stein. Nach Plänen von Architekt Adolf Krischanitz wird der Hauptsitz des Versicherungskonzerns zurzeit erweitert und umgebaut, die Umgebung stammt vom Büro Vogt Landschaftsarchitekten.

– Die ‹Neue Zürcher Zeitung› war dabei, als in einer Notfallübung das Sicherheitskonzept des Ceneri-Basistunnels überprüft wurde. Geprüft wurde dabei der «Super-GAU», wie es David Gasser, Projektleiter für Betriebsprozesse bei der Alptransit Gotthard nannte: Ein Zug fängt Feuer und hält im Tunnel an. «Im Ernstfall fährt ein brennenden Zug aus dem Tunnel, unter allen Umständen», präzisierte Gasser gegenüber der ‹NZZ›. Doch in der Übung zwang ein simulierter technischer Defekt zum Notstopp.

– In Basel entmachtet der Grosse Rat die Stadtbildkommission: Am Mittwochabend beauftragte der Rat die Regierung mit einer entsprechenden Änderung, wie die ‹Basler Zeitung› heute schreibt. Demnach soll die Basler Stadtbildkommission nur noch bei Baubegehren «von grosser Tragweite» und in der Schonzone* verbindliche Entscheide fällen dürfen. Alle anderen Beurteilungen sollen nur noch Empfehlungen sein; entscheiden soll das kantonale Bau- und Gastgewerbeinspektorat. Der Entscheid fiel nach langer Diskussion mit 60 Ja- gegen 29 Nein-Stimmen bei 7 Enthaltungen.

* In der ursprünglichen Fassung hiess es "Schutzzone", korrekt ist "Schonzone". (Korrigiert 16.6.2020)

– In einem Gespräch mit der ‹Berner Zeitung› äussert sich Verkehrspsychologe Uwe Ebert über die Mobilität nach Corona. Zurzeit sind die öffentlichen Verkehrsmittel noch schlecht besetzt, auch, weil sich viele Pendler im eigenen Auto sicherer fühlen. Ebert rechnet jedoch nicht damit, dass der öffentliche Verkehr langfristig Schaden aus der Corona-Krise nimmt: Wenn die Infektionszahlen weiter zurückgehen und sich das öffentliche Leben normalisiert, werde auch die Nachfrage im ÖV wieder zunehmen.

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