Das Globus-Provisorium: «Städtebaulicher Schandfleck» oder «Denkmal für Gelassenheit und Geduld»? Fotos: sidonius via commons.wikimedia.org

Die nie endende Geschichte des Globus-Provisoriums

«Stadtparlament verliert die Geduld», titelt der «Tages-Anzeiger» über eine gestern vom Zürcher Gemeinderat angenommene Motion der Grünliberalen. Der Stadtrat muss die Neugestaltung des Areals mit dem 55 Jahre alten Globus-Provisorium ab 2020 an die Hand nehmen.

Mit 74 zu 46 Stimmen stellte sich der Zürcher Gemeinderat gestern hinter eine Motion der Grünliberalen (GLP). Diese verlangt eine kreditschaffende Weisung an den Stadtrat betreffend der Neugestaltung des Papierwerd-Areals nach 2020. Das ehemalige Globus-Provisorium bei der Bahnhofbrücke ist ein bedeutender Teil der Zürcher Sozialgeschichte und schon viele Luftschlösser wurden auf dem Areal gebaut. Die GLP denkt nun an einen offenen Platz «mit einem Gartenrestaurant wie auf dem Stadelhoferplatz und Treppenstufen zur Limmat».
Die Meinungen gehen nach wie vor auseinander: Marina Garzotto (SVP) erklärt, die Stadt solle vorwärts machen und den «städtebaulichen Schandfleck» endlich abreissen. Hochbauvorsteher André Odermatt (SP) hält dagegen und fordert ein «Denkmal für Gelassenheit und Geduld». Es fehle die zwingende Notwendigkeit für eine Veränderung und angesichts der städtischen Finanzlage müsse man andere Pioritäten setzen: Schulhäuser, Spitäler, Kinderbetreuungsstätten «und irgendwann vielleicht ein Fussballstadion».

Die Coop-Filiale, die derzeit im Globus-Provisorium eingerichtet ist, wurde erst 2009 für sechs Millionen Franken renoviert. Bis 2015 läuft der Vertrag, der bis 2019 verlängert werden könnte. Dessen angesichts äusserten sich auch FDP, CVP und Grüne skeptisch. Die SP verlangte in der Diskussion eine Textänderung, wonach «der Stadtrat die laufenden Verträge nicht sofort kündigen, sondern die Neugestaltung erst ab 2020 an die Hand nehmen» muss. So verändert wurde die Motion überwiesen und die Zeit wird zeigen, ob das städtebauliche Kuriosum Zürichs dann endet, oder ob der GLP-Vorstoss als weiteres Luftschloss enden wird.

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Kommentare

hans Fischer 30.01.2014 11:38
… dieser Bau gehört denkmalgeschützt …
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