Oliver Martin leitet im Bundesamt für Kultur seit 2012 die Sektion Baukultur, die das ISOS erarbeitet.

«Wir müssen die Fragen in der ­Praxis lösen, nicht im Gesetz»

Oliver Martin leitet im Bundesamt für Kultur die Sektion Baukultur, die das ISOS erarbeitet. Er plädiert für eine präzise Analyse der Probleme in Zürich und skizziert erste Lösungswege.

Die Stadt Zürich fordert, dass die Direktanwendung des ISOS auf Bundesaufgaben beschränkt wird, die eng mit dem Ortsbildschutz zusammenhängen – zum Beispiel der Bau von Mobilfunkantennen. Was ist dagegen einzuwenden? Oliver Martin: Bevor wir auf solche Forderungen eingehen, müssen wir die Probleme besser verstehen. Dazu stehen wir seit über einem Jahr im Austausch mit Stadt und Kanton Zürich und haben im Frühling einen strukturierten Dialog eingerichtet. Wir wollen die konkreten Probleme besprechen, analysieren und Spielräume suchen, um die Rechtssicherheit zu erhöhen. Dazu ist ein Treffen im August geplant. Warum verknüpft das Natur- und Heimatschutzgesetz (NHG) den Ortsbildschutz überhaupt mit anderen Bundesaufgaben wie dem Gewässerschutz oder dem Bau von Zivilschutzräumen? Das NHG fasst Natur, Landschaft und Kultur als miteinander verbundene Teile auf. Der Lebensraum ist eine Einheit, man kann ihn nicht auseinanderdividieren. Darum misst das NHG dem Grundwasserstrom unter dem Haus dieselbe Bedeutung zu wie der Architektur des Hauses an der Oberfläche. Dieses Rechtsverständnis ist modern und eigentlich ein Grund zum Stolz. Zürich betont, man habe nichts gegen das ISOS einzuwenden. Schwierig sei, dass sich häufig erst im Baubewilligungsverfahren zeige, ob eine Direktanwendung folge. Dadurch würden mehrjährige sorgfältige Planungen ausgebremst. Wie ist Ihre Sicht auf die Problematik? Dass ein Eingriff ins Grundwasser und die damit verbundene Ausnahmebewilligung eine Bundesaufgabe darstellt, ist seit 10 Jahren bekannt. Ähnliches gilt für Solaranlagen in ISOS A-Perimetern. Bundesaufgaben sollten bei einer Planung oder bei einem Bauprojekt von Beginn weg thematisiert werden. Je früher die Auseinandersetzung mit dem ISOS stattfindet, desto weniger Schwierigkeiten kommen bei dessen Anwendung auf. Offenbar gibt es keine abschliessende Liste der Bundesaufgaben, ...
«Wir müssen die Fragen in der ­Praxis lösen, nicht im Gesetz»

Oliver Martin leitet im Bundesamt für Kultur die Sektion Baukultur, die das ISOS erarbeitet. Er plädiert für eine präzise Analyse der Probleme in Zürich und skizziert erste Lösungswege.

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