Auf dem Podium im Kunsthaus Zürich: Petra Meng, Murat Tabanlioglu, Moderator Axel Simon, Christoph Mäckler und Balz Halter

Titel Thesen Temperamente

Zum dritten Mal lud der Sanitärausstatter Grohe hochkarätige Akteure zur Diskussion über Stadt und Architektur ins Zürcher Kunsthaus. Axel Simon moderierte die Diskussion und berichtet hier über den Abend.

«Sozial gerechte, dichte und mobilitätstaugliche Ballungsräume» – darüber sollte am Dienstag im Zürcher Kunsthaus diskutiert werden. Der Armaturenhersteller Grohe lud zur mittlerweile etablierten Dialogreihe ‹trends thesen typologien›. Dem gestellten Thema – machen wir aus ihm der Einfachheit halber mal ‹die gute Agglo› – dem Thema also widmeten sich vier Gäste, die unterschiedlicher nicht sein konnten:

Der Unternehmer Balz Halter baut einen guten Teil der Schweizer Agglo und ist unter den Entwicklern einer derjenigen, die es gut machen. So weibelt er für das Konzept der ‹Limmatstadt›, um dem auch dort grassierenden Inselurbanismus zu heilen. «Lasst uns wieder Stadtplanung betreiben!» rief er den hundert Gästen zu.

Dem nahm sich der Frankfurter Architekt Christoph Mäckler gerne an. «Lebendige Stadtquartiere» erreiche man mit dem Bau städtischer Blocks, dozierte er leidenschaftlich und nicht ideologiefrei. Vorn/hinten, öffentlich/privat – ach, was war das schön damals, vor hundert, zweihundert, fünfhundert Jahren. Und heute? Aktuell gebaute, vor Leben sprühende Beispiele muss uns der Professor schuldig bleiben. «Wir Architekten müssen das erst wieder lernen.»

Das Wiener Modell präsentierte Petra Meng von Illiz Architekten. Interdisziplinär und partizipativ entwickelt man dort die neuen Wohnquartiere, wie das der Architektin für 1500 Bewohner; ein Soziologe ist mit im Team. Die Menschen sollen glücklich, ihre Wohnungen bezahlbar sein. Aber werden sie auch schön? Die Aussenräume städtisch und angenehm? Die Bilder lassen ein Urteil nicht zu. Abwarten und nach Wien fahren.

Der am weitesten gereiste Vortragende schliesslich blieb vom gestellten Thema unbeeindruckt. Der Architekt Murat Tabanlioglu führte uns in seine Heimatstadt Istanbul und nach Antwerpen. Leider konnten weder sein Vergleich der beiden Hafenstädte, noch die von ihm gebauten Ikonen in aller Welt die anschliessende Diskussion befruchten. Immerhin: Wann sieht man schon mal aktuelle türkische Architektur?

Der folgenden Diskussion fehlte die Zeit sich zu entwickeln, denn die Vortragenden hielten sich nicht wirklich an ihre 15 Minuten und das Essen im Garten des Kunsthauses wartete. Die rund 80 Gäste konnten immerhin darüber räsonieren, ob das Grau der Mäcklerschen, pardon, europäischen Stadtblöcke mit dem Bunt der Mengschen Sozial-Wohnhäuser vereinbar sei. Oder ob Halters Wunsch nach «mehr Markt» tatsächlich zu einer besseren Stadt führen würde, zur guten Agglo. Darüber sprach man anschliessend ausführlich bei Risotto und Wein – oder, kein Scherz! – Sprudelwasser aus dem Hahn, dem Sponsor sei Dank.

 

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