Das vom Sachverständigenrat für Städtebau abgelehnte Anbauprojekt zur Villa Wiesental (Foto pd)

St.Galler Villa Wiesental Projekt blockiert

Die Villa Wiesental in St.Gallen wird weiter vor sich hin gammeln. HRS Real Estate hat nach dem Nein des Sachverständigenrates und des Stadtrates zu einem Ergänzungsbau die Planungen eingestellt.

Seit Jahren gibt es in St.Gallen einen Streit um die Gründerzeitvilla «Wiesental», die den Auftakt zur historischen Zeile der Rosenbergstrasse nördlich des Bahnhofareals bildet. Die Grundeigentümerin, HRS Real Estate, hatte zuerst in einem Architekturwettbewerb ein Neubauprojekt des Architekturbüros Caruso St John zum Sieger erkürt, stiess damit vor Ort aber auf breite Ablehnung, denn die Gründerzeitvilla hätte dafür abgebrochen werden müssen. Der St.Galler Stadtrat lehnte darauf das Neubauprojekt ab.

HRS nahm einen neuen Anlauf und liess vom Zürcher Architekturbüro Pfister Schiess Tropeano einen achtgeschossigen Anbau an den zu renovierenden Altbau planen. Der Sachverständigenrat für Städtebau vermisste in diesem Projekt jetzt aber die verlangte «städtebaulich vorzügliche Gestaltung». Die vorgeschlagene Hierarchie zwischen Neubau und Villa stimme nicht. Der geplante Baukörper sei im Bezug zur Villa zu wuchtig. Auch alle zur städtebaulichen Beurteilung eingeladenen kantonalen und städtischen Ämter hätten architektonische Qualitäten vermisst, schreibt der St.Galler Stadtrat und lehnte deshalb den von HRS eingereichten Gestaltungsplan ab.

HRS habe nun der Stadt mitgeteilt, man verzichte vorerst auf weitere Investitionen zur Entwicklung dieses Grundstücks. Der Verein Pro Villa Wiesental, der sich in den letzten Jahren für den Erhalt der Fabrikantenvilla stark gemacht hat, bedauert, dass HRS «nicht willens war» einen Ergänzungsbau so zu planen dass ihn der Sachverständigenrat hätte akzeptieren können. Wichtig sei, «sich nicht vom Generalunternehmen unter Druck setzten zu lassen und nur wegen des schlechten Zustandes der Villa den Bewilligungsprozess auf Kosten von Qualität zu beschleunigen.» HRS habe auf Renditemaximierung gesetzt und sich nicht auf eine Machbarkeitsstudie einlassen wollen, die abklären sollte, welches Neubauvolumen die Villa neben sich erträgt, schreibt der Verein pro Villa Wiesental. Fragzeichen setzt der Verein auch zur durchgesickerten Information, dass der künftige Eigentümer der Villa und das planende Architekturbüro verwandtschaftlich verbunden sein sollen.

Der St.Galler Stadtrat kündigt an, die Behörden würden auch weiterhin prüfen ob der Substanzerhalt der vor sich hin gammelnden Villa gesichert wird. Der Verein Pro Villa Wiesental fordert zusätzlich dazu auf, die im sanktgallischen Baugesetz enthaltenen Artikel zum Schutz solcher Gebäude durchzusetzen. Stadt und Verein verweisen ausserdem auf die anlaufende Planung für das Quartier Bahnhof Nord, zu dessen Perimeter auch die umstrittene Villa gehört.

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