Schulen, Stadt, Durchmischung - 12 Appelle

Zwölf Appelle für sozial durchmischte Quartiere und gegen Verdrängungs- und Segregationsprozesse – adressiert an Schule, Bauwirtschaft und Stadtentwicklung.

Wer sozial durchmischte Quartiere fördern und Verdrängungs- und Segregationsprozesse bremsen will, findet hier zwölf Appelle – adressiert an Schule, Bauwirtschaft und Stadtentwicklung. Ein Auszug aus dem Hochparterre-Themenheft «Quartier bildet».

Die Schule
Schulen profitieren von einer durchmischten Bevölkerung – und tragen selbst entscheidend zur Attraktivität eines Quartiers bei.

Schulleitung und Lehrpersonen  
– Eine gute Schule ist attraktiv: Schulleitung und Lehrpersonen gestalten den Unterricht und das Zusammenleben in der Schule entsprechend der Diversität der Schülerinnen und Schüler. Sie sorgen damit für ein gutes Leistungsniveau sowie für gleichwertige Chancen in den Bildungslaufbahnen.
– Die Schule gegenüber dem Quartier öffnen: Schulleitung und Lehrpersonen arbeiten mit den Eltern zusammen und gewähren ihnen Mitsprache. Sie bauen die Tagesbetreuung aus, vernetzen sich mit Spielgruppen, Kitas, Bibliotheken, Quartierzentren, der Jugendarbeit, Sportvereinen und kulturellen Institutionen – auf der Sekundarstufe schliesslich auch mit der Wirtschaft, um gute Anschlüsse in die Berufsbildung zu schaffen.
– Eine aktive Rolle spielen: Vertreterinnen der Schulen nehmen an partizipativen Prozessen der Stadt- und Quartierentwicklung teil. Sie werden selbst aktiv, um die Interessen der Schule und der Kinder einzubringen – was wiederum offene Ohren bei der Stadtentwicklung braucht.

Kantonale und kommunale Schulbehörden
– Rahmenbedingungen schaffen: Die Bildungspolitik investiert in den Ausbau der Bildung. Sie versorgt Schulen in sozial benachteiligten Quartieren mit zusätzlichen fachlichen und finanziellen Ressourcen, um dort die Bildungschancen zu erhöhen, beispielsweise über den Zugang zu Gymnasien und Berufsmittelschulen. Pädagogische Hochschulen unterstützen die Schulen dabei fachlich.

Elternrat
– Engagierte Eltern: Sie bringen die Interessen der Familien und Quartierbewohnerinnen ein und nehmen, wenn nötig, auch politischen Einfluss auf die Entwicklung der Schule und des Quartiers

Die Bauwirtschaft
Immobilien entwickeln heisst immer auch ein Quartier entwickeln. Das gilt für alle Wohnbauträger – ob privat, kommunal, institutionell oder gemeinnützig.

Wohnbauträger
– Ausgewogener Mix: Bei Neubauten sind die Wohnbauträger verantwortlich für einen angemessenen Mix aus verschiedenen Wohnungen und Preissegmenten, um einkommensschwächere Mieterinnen und Mieter nicht zu verdrängen. Bei bestehenden Bauten lassen sich preis- günstige Mieten durch sanftes Sanieren erhalten.
– Die Schule im Blick: Bei grösseren Bauvorhaben ist stets auch die Schule mitzudenken – als Ort, an dem Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammenkommen und lernen.
– Sozial nachhaltig bauen: Nach dem starken Fokus auf ökologische Nachhaltigkeit müssen Wohnbauträger nun auch die soziale Nachhaltigkeit berücksichtigen: Wer baut, muss sich seiner sozialen Verantwortung bewusst sein.
– Verantwortung übernehmen: Fragen sozialer Nachhaltigkeit gehören in den Lehrplan von Fachschulen, Fachhochschulen und Universitäten, die Immobilienentwickler und Raumplanerinnen aus- und weiterbilden. Wohnbauträger haben die Aufgabe, die vermittelten prospektiven Ansätze zu realisieren.

Die Planung
Politische und operative Stadt- und Quartierplanerinnen sowie die Verantwortlichen der Wohnbauförderung verfügen über verschiedene Möglichkeiten, soziale Durchmischung zu fördern.
 
Stadt- und Quartierentwicklung
– Begegnungen ermöglichen: Die Stadtplanung schafft kinderfreundliche Quartiere, verkehrsberuhigte Strassen und attraktive öffentliche Räume, die Kontakte erlauben und das Zusammenleben fördern.
– Kooperationen mit Bauherrschaften: Es gilt, mit den Wohnbauträgern und den Investorinnen Gestaltungspläne auszuhandeln, die auch soziale Vielfalt und soziale Nachhaltigkeit zum Thema haben – und zwar sowohl in räumlich privilegierten wie auch in benachteiligten Quartieren.
– Vielfältiges Zusammenleben fördern: Bund, Kantone und Gemeinden fördern den gemeinnützigen, genossenschaftlichen und kommunalen Wohnungsbau – mit der Auflage, dass dort soziale Durchmischung und soziale Nachhaltigkeit verwirklicht werden.

Zueinanderfinden
Nebst diesen zwölf Appellen braucht es für eine positive Dynamik den Dialog aller Verantwortlichen: Schulen, Wohnbauträger und Stadtplanung entwickeln im gegenseitigen Austausch Siedlungen und Quartiere für eine Vielfalt an Bewohnerinnen und Bewohnern mit unterschiedlichen Bedürfnissen. In partizipativen Prozessen lassen sie die Stimmen aus dem Quartier mitsprechen – auch die der Kinder, Migranten und Ärmeren. Um Strategien anregender Bildungslandschaften weiterzuentwickeln, gilt es, Sozial- und Bildungswissenschaften in den Dialog einzubeziehen.

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