Die Schweiz ist nicht nur fleissig im Tunnelgraben, sondern auch im Häuserabreissen. Fotos: Kerry Rawlinson/Unsplash

Mehr Abrisse als bisher vermutet

Eine Recherche von «Correctiv in der Schweiz» zeigt mit Zahlen des Wohnungs- und Gebäuderegisters, dass in der Schweiz jährlich 6000 bis 7000 Gebäude abgerissen werden, statt wie bisher vermutet bis zu 5000.

In der Schweiz werden seit 2019 jährlich zwischen 5000 und 7000 Gebäude abgerissen. Das belegen Journalistinnen und Journalisten des Recherche-Netzwerks «Correctiv in der Schweiz» in einem Artikel vom 21. Juni anhand von Zahlen des Eidgenössischen Gebäude- und Wohnungsregisters. Bisher ging man in der Branche von 3000 bis 4000 Abbrüchen pro Jahr aus. Seit 2000 sei die Anzahl Abrisse pro Jahr stark gestiegen, schreibt Sven Niederhäuser von Correctiv. In den letzten fünf Jahren seien es durchschnittlich 18 Häuser pro Tag gewesen. Das Jahr 2022 markiere den bisherigen Höchstpunkt mit 7444 abgerissenen Häusern. Total kommen die Journalistinnen und Journalisten für die Zeit von 2000 bis 2024 auf über 99'000 abgebrochene Gebäude. Eine Forschungsgruppe rund um ETH-Professor David Kaufmann zeigte bereits früher, dass zurzeit vor allem Häuser aus den 1950er bis 1960er Jahren abgeräumt werden. Die negativen sozialen und ökologischen Folgen der Abrisswelle sind mittlerweile breit bekannt. Correctiv zitiert denn auch die zwei politischen Pole in dieser Frage. SP-Nationalrätin Jacqueline Badran kritisiert, dass hinter der Abrisswele eine «Bilanz-getriebene Logik» stecke, bei der es einzig um maximale Rendite gehe. Gebäude würden zunehmend vor Ablauf ihres Lebenszyklus abgerissen, weil so der Immobilienwert in der Bilanz besser in die Höhe getrieben werden könne. «Die Höhe des Marktwerts der Immobilie ist abhängig von den künftigen Mieteinnahmen. Und da bestehende Mieten nicht einfach erhöht werden können, besteht ein Anreiz, die Leute rauszuwerfen. Durch Abriss und Neubau geht das am besten», sagt Badran im Correctiv-Artikel. Die Baukosten dagegen würden bei der Bilanz keine Rolle spielen. FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen dagegen rechtfertigt den Abriss von Häusern, «die ihren Zenit überschritten haben». Besonders in den Städten, wo der Wohnraum begrenz...
Mehr Abrisse als bisher vermutet

Eine Recherche von «Correctiv in der Schweiz» zeigt mit Zahlen des Wohnungs- und Gebäuderegisters, dass in der Schweiz jährlich 6000 bis 7000 Gebäude abgerissen werden, statt wie bisher vermutet bis zu 5000.

E-Mail angeben und weiterlesen:

Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.