Der Ortskern und das barocke Schloss von Prangins: Sie zählen zum ISOS und sind gemäss Heimatschutz unter anderem Ausgangspunkte der sorgfältigen baulichen Entwicklung. Foto Pierre Marmy Fotos: Diverse

Der Wakkerpreis 2021 geht an Prangins

Die Waadtländer Gemeinde am Genfersee pflegt nach Ansicht der Wakkerpreis-Kommission seit 15 Jahren eine bauliche Entwicklung, die baukulturelle Qualitäten respektiert und stärkt.

Die florierende Métropole Lémanique fordert mit ihrem anhaltend hohen baulichem Druck ihre Ortsbilder und Landschaften heraus. Prangins, neben Nyon am Genfersee gelegen, zählt zu jenem Teil des Genfer Ballungsraums, der baulich weiter wachsen soll: Die kantonalen Vorgaben für die Siedlungsentwicklung nach innen erwarten von Prangins eine Bevölkerungszunahme von 30 Prozent in den nächsten zwei Jahrzehnten. Das ist viel.

Die Wakkerpreis-Kommission hat sich die Gemeinde nun ganz genau angeschaut und festgestellt, dass Prangins in diesem Geschehen eine bemerkenswerte Haltung vertritt: «Eine gelungene Siedlungsentwicklung bedeutet nicht Mengenvorgaben zu erfüllen, sondern sich fundiert mit den vorhandenen Qualitäten des Ortes auseinanderzusetzen.» Daraus leite die Gemeinde gezielte Strategien ab. Zu Prangins Schätzen zählt das im ISOS verzeichnete Ortsbild von nationaler Bedeutung mit dem barocken Schloss, das den Westschweizer Teil des Schweizerischen Nationalmuseums beherbergt, und dem historischen Ortskern. Auf diese Werte baue die Gemeinde ihre baulichen Tätigkeiten auf, stärke sie und entwickle sie weiter. Zudem betreibe sie eine aktive Investitionspolitik. Für diese aussergewöhnlichen erhält die Gemeinde Prangins den diesjährigen Wakkerpreis.

Genauer erläutert die Wakkerpreis-Kommission ihre Wahl mit drei Hauptgründen. Der erste betrifft den Umgang von Prangins mit seiner Landschaft. Die Gemeinde habe auf Bauzonen an eigentlich geeigneter Lage verzichtet und dafür Sichtachsen freigehalten wie jene zwischen Schloss und See. Auch wertvolles Kulturland sei erhalten geblieben und das Naherholungsgebiet «Vallon des Fossés» wiederentdeckt worden.

Zweitens habe Prangins seinem historischen Ortskern viel Sorgfalt gewidmet. Im Gemeindehaus, dem ehemaligen Bauernhof des Schlosses, befänden sich Verwaltung, Polizeiposten, ein kleines Lebensmittelgeschäft und eine Krippe unter einem Dach und gegenüber ebenfalls in einem historischen Schlossgebäude eine Bäckerei. Die «Auberge communale» sei renoviert und werde als Restaurant und Hotel mitten im Dorf betrieben. Mit der «Place de la Broderie» entstand ein neuer Dorfplatz und daran anschliessend 16 Genossenschaftswohnungen in einer denkmalgeschützten Häuserzeile.

All diese Setzungen seien drittens möglich geworden dank «politischem Willen, Kontinuität und Fachwissen». Die Gemeinde gehe präzise und dabei breit abgestützt vor, ziehe externe Fachleute bei und investiere in Wettbewerbe, unter anderem für die gelungene neue Schule «Des Morettes».

Und so liest sich die heutige Medienmitteilung des Schweizer Heimatschutzes wie eine Einladung, die Gemeinde am Genfersee zu besuchen, denn offenbar macht sie in Planung und Baukultur vieles besser als viele andere.

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