Die Grafik zeigt die durchschnittliche Verdichtungsakzeptanz in den Städten Chicago, Los Angeles, New York, Berlin, London und Paris. (Grafik: PNAS / Raumentwicklung und Stadtpolitik SPUR, D-​BAUG)

Den Verdichtungswillen messen

Zwei ETH-Studien haben in sechs Weltstädten und im Kanton Zürich untersucht, wie sich die Akzeptanz von Verdichtung in der Bevölkerung erklären lässt. Eine Schlüsselrolle spielt der preisgünstige Wohnraum.

Um den Verdichtungswillen der Bevölkerung zu messen hat die Forschungsgruppe des ETH-Professors David Kaufmann über 12'400 Menschen in Berlin, Paris, London, New York, Chicago und Los Angeles befragt. Das Resultat der Vergleichsstudie ist wenig überraschend: Je näher jemand beim künftigen Bauprojekt wohnt, umso geringer fällt die Akzeptanz der Verdichtung aus. Das NIMBY-Phänomen – kurz für «not in my backyard» – existiert auch im Kanton Zürich, wie die ETH-Forschenden in einer anderen Studie herausgefunden haben: 57,5 Prozent der Befragten unterstützen die Verdichtung grundsätzlich, nur 11,9 Prozent akzeptieren sie aber in der eigenen Nachbarschaft.

Wie lässt sich die Zahl steigern? «Die Akzeptanz nimmt zu, wenn ein Projekt eine gemischte Nutzung mit Wohnungen und Gewerbe vorsieht und klimaneutral ist», erklärt David Kaufmann im Forschungsblog der ETH. «Umgekehrt stossen Projekte mit rein gewinnorientierten Investoren auf mehr Widerstand.» In allen sechs Metropolen zeigt sich, dass ein festgelegter Anteil an bezahlbaren Wohnungen, Mietpreiskontrolle und Partizipation die Akzeptanz erhöhen. Auch das überrascht nicht. Bemerkenswerter ist hingegen, dass die Amerikaner die Verdichtung eher akzeptieren als die Europäer. Die grössten Dichtemuffel leben in London und Berlin, was vor allem mit den Mietpreisen zu tun hat, wie die Forscherinnen mutmassen.

Mit dem Projekt «Densifying Switzerland» will David Kaufmanns Gruppe nun die Verdichtungsakzeptanz in der ganzen Schweiz untersuchen, unterstützt vom Schweizerischen Nationalfonds. Die Forscher werten dafür unter anderem die Mietpreisentwicklung und alle lokalen Raumplanungs-Abstimmungen der letzten 20 Jahre aus, um endgültig herauszudestillieren, warum die Bevölkerung Dichte begrüsst oder ablehnt.

close

Kommentare

Kommentar schreiben