Ein Beispiel für diesen Raum zwischen Stadt und Biosphäre: Dachgarten in New York City. Fotos: urbanism.org

Zwischen Stadt und Natur

Die Soziologin Saskia Sassen will Stadt und Natur in ein Gleichgewicht bringen. Denn nur so könne die Ökokrise bewältigt werden.

Stadt oder Natur, Urbanität oder Wildnis, Technik oder Biosphäre. So sieht die übliche Zweiteilung zwischen dem von Menschenhand Geschaffenen und dem von Mutter Erde Hervorgebrachten aus. Saskia Sassen, die renommierte Soziologin, die den Begriff der «Global City» prägte, möchte diese simple Dichotomie aufbrechen. Denn nur so könne die Ökokrise bewältigt werden, nur so könne die Stadt, die die Natur bedrängt und ausnimmt, in ein Gleichgewicht gebracht werden mit der Umwelt. Sie nennt diese dritte Art von Raum «in-between space». Noch sucht sie aber nach einem prägnanteren Wort, das die Komplexität dieses Zwischenraumes besser fasst. Vergangene Woche stellte sie ihr Konzept im Rahmen der Veranstaltungsreihe «frau+net» des SIA in Zürich vor. Energie sparen, Ressourcen schonen, das seien alles richtige und wichtige Stossrichtungen. Doch um die Nachhaltigkeit tatsächlich in den Griff zu kriegen, seien radikale Interventionen nötig, die darüber hinaus gehen würden. Der Schlüssel dazu liegt im Potential der Natur selbst.


Es gehe nicht um «back to nature», betont Sassen. Das sei eine zu simple Sicht. Vielmehr müssen die enormen Kapazitäten der Natur mit Hilfe von Technik mit dem Stadtgefüge verbunden werden. Als Beispiele nennt Sassen Hausdächer, auf denen Gemüse angepflanzt wird, Bakterien, die Beton heilen, oder Algen, die verschmutztes Wasser entgiften. «Wir haben die Stadt verflacht in unseren Betrachtungen», so die Soziologin. Der urbane Raum sei weitaus vielschichtiger und diese Komplexität müsse man wieder entdecken und sich zu Nutze machen. «Es gibt viel zu tun», meint Sassen. Man stehe ganz am Anfang dieser Entwicklung. Wie genau diese Räume dazwischen die Stadt verändern, werde sich erst zeigen. «Ich habe die Antworten nicht», meint Sassen. Es sei deshalb noch verfrüht, die Architekten und Urbanisten miteinzubeziehen. Im Moment passiere das Spannende in den Labors der Wissenschaftler. Und da will die Soziologin die nächsten Jahren genauer hinschauen, neue Formen dieses Dazwischen aufspüren und ihre Bedeutung für die Stadt erforschen.

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