Aufzeichnung der Diskussion vom 28.3.2022.

Zürich und das Hochhaus

Die Stadt erneuert die Vorgaben, wo und wie hoch Türme gebaut werden dürfen. Am Montag diskutierte ‹Kosmopolitics› über die vorgängige Testplanung. Sehen Sie die Veranstaltung im Video.

Noch sind die Richtlinien, wo und wie künftig in Zürich Hochhäuser gebaut werden dürfen, nicht fertig. Die Stadt feilt an den Details und will sie bis Herbst vorlegen. Anfang Februar veröffentlichte der ‹Tages-Anzeiger› jedoch den Bericht zur vorgängigen Testplanung. Darin geht es um deutlich mehr als das, was bisher meist daraus zitiert wurde, nämlich die markante Ausdehnung der Hochhausgebiete und 250 Meter als neue mögliche Höhe. Wer den Bericht liest, stellt fest: Offensichtlich möchte Zürich mit dem Hochhaus differenzierter und aktiver als bisher umgehen.

Wie müssen die neuen Richtlinien lauten, damit das Hochhaus als Bauform in Zürich überzeugt? Was müssen Türme bieten – nicht nur als architektonisch-städtebauliche Erscheinung, sondern auch für das Leben am Boden, im Stadtraum, und generell für eine sozialverträgliche und klimagerechte Stadtentwicklung? Wem bleibt das Wohnen und Arbeiten darin vorbehalten – oder vorenthalten? Wird das Hochhaus – endlich, würden die Ungeduldigen sagen – zum Verdichtungswerkzeug? Oder gibt es gute Gründe, die trotz der angestrebten Innenentwicklung weiterhin dagegen sprechen? Sollen wir überhaupt noch Hochhäuser bauen, wo sie doch als CO2- und Graue Energie-Schleudern überführt sind und ihr Bau zu teuer ist für günstige Nutzungen?

Diese Fragen stehen in der Reihe ‹Kosmopolitics› im Zürcher Kulturhaus Kosmos auf dem Programm.  

Rahel Marti, Hochparterre, diskutiert mit:

– Katrin Gügler, Direktorin des Amtes für Städtebau der Stadt Zürich
– Sabine von Fischer, Architektin und Autorin, ehemalige Feuilleton-Journalistin bei der NZZ
– Thomas Haemmerli, Autor und Dokumentarfilmer
– Walter Angst, AL Gemeinderat und Kommunikationsbeauftragter des Mieterverbandes

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Kommentare

Hermann Huber 29.03.2022 18:52
Hochhäuser dürften schwerlich den beschlossenen NullCO2Zielen entsprechen. ‚Liegende Hochhäuser' sind da vorzuziehen. Vorbilder sind in Zürich: z.B. das Limmatwest mit vielfältigen Nutzungen und öffentlichen Laubengängen und der Wogeno-Bau in der Manegg mit einer ‚Wohnstrasse' im 4. Geschoss mit Terrasse und Aufenthaltsräumen und Kaffee. Es sind allerdings beides Neubauten aus vor der Klimazielepoche. Mein Vorschlag für den beschlossenen Siedlungsplanbereich und für die geplanten ‚Hochhausquartiere' ist deshalb: Es braucht eine neue Testplanungsphase des Verdichtens mit 'liegenden Hochhäusern‘. Künftig ist es das ‚liegende Hochhaus‘, das NullCO2Ziel-orientiert und sozialverträglich die zu verdichtenden Quartiere und ihre zu transformierenden bestehenden Wohnbauten verbindet. Und dazu ist wichtig: Die bestehende Bausubstanz ist sehr sorgfältig zu erneuern, und die Erneuerung ist sorgfältig zu etappieren, damit die Sanierungsmassnahmen weitgehend im bewohntem Zustand möglich sind, (siehe dazu das Beispiel Le Lignon, Genf), dazu Aufstocken und Anbauen und durch ‚liegende Hochhäuser‘ mit geschichteten Nutzungen und hausöffentlichen Infrastrukturen massstäblich und sozialverträglich verdichtend verbinden, d.h. ohne Leerkündigungen, ohne Ersatzneubauten. Und die Rechtsgrundlagen wären entsprechend anzupassen.
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