Von Traktoren und anderen Kräften

Vor rund einem Jahr scheiterte der Widerstand eines Schriftstellers, eines Alt-Bundesgerichtspräsidenten, eines Journalisten und eines Vereins gegen eine unsinnige Melioration in der Surselva.

Fotos: Leo Tuor

Vor rund einem Jahr scheiterte der Widerstand eines Schriftstellers, eines Alt-Bundesgerichtspräsidenten, eines Journalisten und eines Vereins gegen eine unsinnige Melioration in der Surselva.

Verglichen mit der Einwohnerzahl ist die Schweiz das Land mit den meisten Traktoren. Ich weiss noch, wie es bei uns nur deren zwei gab: den roten Traktor des Klosters Disentis und den grünen des Bauern Bundi aus Disla. Damit fuhr er auch zur Messe. Später hatten dann auch die Beers aus Rabius einen Traktor. Traktore besassen also diejenigen, die schöne Wiesen hatten und keine Subventionen bezogen – wie das Kloster und die Firma Beer. Der Bundi sagte mir einmal, seine Ziegen «subditionierten» ihn. Der Subdit ist im Romanischen der Untertan. Diese Traktoren mit ihrer langen Schnauze kamen überall durch und waren, verglichen mit den Maschinen von heute, Traktörli. Die Besitzer mochten ihre Traktoren und deren Tuck-Tuck-Tuck wie die raue Zunge der Braunen, der Gefleckten oder der Gelben. Mann und Maschine gehörten zusammen. Man hat nie einen anderen auf seinem Traktor gesehen als den Kaspar des Klosters, den Bundi oder den Emil Beer, der die zäheste Maschine besass, die ich je kannte und die sich mehr als einmal überschlug und wieder auf die Räder kam. All diese Traktoren liefen und liefen und würden noch immer laufen, wenn ihre Fahrer nicht in die Ewigkeit gegangen wären. Es waren eher schmächtige Männer, genau wie ihre Traktoren, denn wie der Hund seinem Besitzer gleicht, so ähnelt auch der Traktor dem, der am Steuer sitzt. ###Media_1### ###Media_2### Im ersten Moment scheint es nicht logisch: Während die Berge klein und kleiner werden, werden die Traktoren immer grösser. Während die Flächen immer schmaler werden, werden die Traktoren immer breiter. Aber diejenigen mit Mordswiesen müssen auch Mordstraktoren haben, und die wiederum erfordern Mordsbahnen. Mordsbahnen brauchen Mordsingenieure, die modernen Ministranten, die Diener der Betonindustrie. Um Mordsbahnen zu machen, ist eine Melioration das Beste, denn breite Bahnen haben absolute Priorität im Kampf gege...

E-Mail angeben und weiterlesen:

Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.