Auch auf Baustellen können Blumen spreissen. Fotos: Wohnbaugenossenschaften Schweiz

Von Ölrettich, Erdbienen und Stiefelgeissen

Baustellen bepflanzen, Dächer begrünen und weniger Rasen mähen: Zürich macht sich stark für die Biodiversität. Dies zeigte eine Fachtagung des gemeinnützigen Wohnungsbaus.

Die Apokalypse ist nah. Das sagen nicht die Propheten, sondern die Zahlen. In Deutschland nahmen die Fluginsekten in den letzten dreissig Jahren um drei Viertel ab, in der Schweiz ist jede dritte Tier- und Pflanzenart bedroht, im Mittelland sind seit 1900 20 Prozent der Brutvogelarten ausgestorben. Die 7. Fachtagung des gemeinnützigen Wohnungsbaus, die unter dem Thema Biodiversität stand, zeichnete heute in Zürich ein dramatisches Bild. Dabei ist längst klar, wie wichtig die Natur und ihre Vielfalt ist. Auch für den Menschen. Gerade in der Stadt. Grünräume filtern Schadstoffe aus der Luft, kühlen das Klima, dämpfen den Lärm, schützen vor Hochwasser und fördern obendrein die Gesundheit, wie Christoph Küffer vom Institut für Landschaft und Freiraum der Hochschule für Technik Rapperswil erklärte. Wer nun an wuchernde Wildnis denkt, denkt falsch. «Biodiversität kann man gestalten», so Küffer. Er meinte damit Parks, Gärten, Promenaden. Denn: «Naturschutzflächen genügen nicht.» Die Politik hat die Zeichen der Zeit erkannt. Im September verabschiedete der Bundesrat einen Aktionsplan zur Biodiversität. Der Zürcher Stadtrat hat bis 2020 den Auftrag erteilt, die ökologisch wertvollen Grünflächen zu fördern. «Mehr als grün» heisst die Strategie. Ab nächstem Jahr unterstützt Grün Stadt Zürich private Bauherren mit bis zu 5000 Franken pro Objekt, wenn sie zum Beispiel invasive Gehölze entfernen oder den Rasen seltener mähen, um die Pflanzenvielfalt zu fördern. Ein Pilotprojekt bei der Siedlung Sydefädeli zeigt, das dies neben dem grünen Daumen auch viel Überzeugungsarbeit braucht. Sonst lästern manche Rentner über faule Hauswarte oder erboste Mütter beklagen das hohe Gras, in dem die Kinder nicht mehr Fussball spielen können. Baustellen bepflanzen In der Stadt ist der Raum knapp, darum sind auch temporäre Eingriffe willkommen. In einem Pilotprojek...
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Baustellen bepflanzen, Dächer begrünen und weniger Rasen mähen: Zürich macht sich stark für die Biodiversität. Dies zeigte eine Fachtagung des gemeinnützigen Wohnungsbaus.

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