Auf dem Kalkbreite-Areal entsteht seit Januar eine der ersten praktisch autofreien Siedlungen in der Stadt Zürich. Fotos: Genossenschaft Kalkbreite

Stadtluft macht autofrei

Eine neue Studie präsentiert erstmals breite Daten zur Wohnmobilität in Zürich. Die untersuchten Genossenschaftssiedlungen schneiden teilweise deutlich besser ab als der städtische Durchschnitt.

Der Club der Autofreien Schweiz und der Verband Fussverkehr Schweiz haben heute eine Studie zur Mobilität in stadtzürcher Wohnüberbauungen präsentiert. Zusammen mit der Hochschule Rapperswil untersuchten sie das Verkehrsverhalten der Bewohner von sieben genossenschaftlichen Siedlungen. Die Resultate sind auf den ersten Blick wenig überraschend. Sie bestätigen, dass wer in der Stadt lebt, deutlich weniger Auto fährt. Allerdings zeigt sich auch, dass die Genossenschaften im Vergleich mit den übrigen Stadtzürchern die Nase vorne haben. So haben 55 Prozent der Haushalte in den analysierten Siedlungen kein Auto. Der städtische Durchschnitt liegt bei 45, jener der Schweiz bei 19 Prozent. Die Schere geht allerdings auch bei den Genossenschaften weit auseinander: Bleiben bei einer Überbauung im zentralen Kreis 4 über drei Viertel der Wohnungen autofrei, sind es in der Peripherie nur etwas mehr als ein Drittel. Auch beim Car Sharing sind die Genossenschaften voraus: In den untersuchten Siedlungen ist jeder zehnte Bewohner Mitglied bei Mobility, in der ganzen Stadt nur jeder zwanzigste.

In der Gesamtrechnung zeigt die Untersuchung einmal mehr: Der 2000-Watt-Mensch fährt mit ÖV oder Velo und geht zu Fuss. Die Bewohner der analysierten Überbauungen verbrauchen rund halb so viel Watt für die Mobilität hin und zur Wohnung wie Otto Normalschweizer. Auch wenn man die Verkehrsenergie für Gütertransport und Ferienflug einrechnet, verpufft der Stadtbürger 25 Prozent weniger Energie. Die Zahlen zeigen die Marschrichtung zur 2000-Watt-Gesellschaft auf. Doch der Weg ist noch weit. Was also tun? Die beiden Verbände plädieren für mehr Veloabstellplätze, bessere Anbindung der Siedlungen an Bus oder Tram und breitere Trottoirs. Ein wichtiger Punkt sei auch die Information der Bewohner über ÖV, Car Sharing oder Lieferdienste. Weiter stören sie sich daran, dass bei manchen Siedlungen zu viele Parkplätze gebaut wurden. Sie stehen nun leer und werden von den autofreien Bewohnern quersubventioniert. Mit der neuen Parkplatzverordnung von 2010 senkte die Stadt die Mindestzahl an Abstellplätzen allerdings klar. Und sie erlaubt auch autofreie Siedlungen wie die Kalkbreite, wo in diesen Tagen die Baumaschinen auffahren.

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