Uster: Ein Quartier des Millionenzürich Fotos: BühlerE, Creative Commons-Lizenz / Wikimedia Commons

Neue urbane Sehnsucht!?

Das Ausrufe- und Fragezeichen hinter dem Titel weist auf den Zwiespalt hin. Ist es wahr, dass alle wieder in die Stadt wollen oder stimmt’s, dass wer kann, aufs Land zieht? Der Verein Metropole Schweiz veranstaltete am 3. Mai ein Seminar, das die Sehnsucht durchleuchtete.

Margrit Hugentobler vom ETH Wohnforum berichtete von der S 5-Stadt: Warum zieht man aufs Land? Aus praktischen Gründen vor allem. Weil man dort eine Wohnung findet, die man zahlen kann hauptsächlich. Das man die Nabelschnur S-Bahn hat, macht es möglich, ohne wäre «das Land» nicht zu machen. Spätestens hier wird klar: das Land ist die Stadt, genauer, man lebt da draussen, ist aber immer drinnen. Den Uster zum Beispiel ist ein Quartier des Millionenzürich, was Hochparterre immer schon geschrieben hat. Neue Erkenntnis: Die Leute in der Agglo unterscheiden zwischen echter Natur und Alltagsnatur. Die echte wohnt in den Bergen und am Meeresufer, die alltägliche vor der Haustür.
Joelle Salomon Cavin stellte die Stadtsehnsucht vor. Da war aber zuerst noch die Antistadt abzuarbeiten von Haller über Rousseau zu Laur wurde die ländliche Schweiz besungen. Warum aber Cavin die Sozialismusangst nicht thematisierte, wunderte sich der Stadtwanderer. Sie hielt auch den Merksatz von einem Quadratmeter pro Sekunde für antistädtisch, so werde die Urbanisierung negativ dargestellt. Vielleicht ist es auch eine Übersetzungsfrage: Zersiedelung gleich Urbanisation das tönt nicht nach demselben. Was fördert die Stadtliebe? Die Wiedereinführung der Natur. Wo’s grünt, da will der Mensch sein, wenn’s grünt geht er hin, auch in die Stadt.
Der Biologe Marco Moretti berichtete von seinen Forschungen über die Biodiversität in der Stadt. Sie ist erstaunlich gross und gedeiht vor allem in kleinteiliger Umgebung. Will m an sie fördern, so baue man Ritzen und Spalten. Wer mehr Natur will in der Stadt, der muss die Leute überzeugen, das geht am besten, wenn man mit Leittieren operiert. Mit ihnen können die Leute sich identifizieren, der Buntspecht zum Beispiel.
Ein Nachmittag, der einmal mehr mit Schulterzucken endete: In der Diskussion nämlich endete man beim Landesüblichen: Gemeindeautonomie, Steuerhoheit, Kantönligeist, kurz der herrschende Zustand. Auch Metropole Schweiz ist ein Stück davon denkt sich der Stadtwanderer.

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