Musterstadt am Rand der Schweiz

In Meyrin bei Genf ist ein Écoquartier entstanden, nun wird der Ort mit dem Wakkerpreis prämiert. Die architektonische Qualität variiert – und überzeugt nicht auf der ganzen Linie.

Fotos: Joël Decosterd

In Meyrin bei Genf ist ein Écoquartier entstanden, nun wird der Ort mit dem Wakkerpreis prämiert. Die architektonische Qualität variiert – und überzeugt nicht auf der ganzen Linie.

«Près de Meyrin, on construit un nouveau quartier. C’est ici que les Trochu voudraient habiter, dans une de ces hautes maisons. Depuis le balcon, on pourrait voir la ville, le Salève et les Alpes.» Viele Deutschschweizer Oberstufenklassen machten ihre Bekanntschaft mit Meyrin im Französischunterricht. ‹On y va!› hiess das Lehrbuch, das Mitte der 1970er-Jahre in Zürich und in anderen Kantonen eingeführt wurde. «Et madame Trochu, à quoi rêve-t-elle? A sa cuisine naturellement. Propre, bien équipée, pratique!» Ein Schulbuch ist eben auch ein Stück Zeitgeschichte. Ab den frühen 1960er-Jahren entstand in Meyrin die erste Cité satellite der Schweiz, die die Einwohnerzahl von 3000 innerhalb von 20 Jahren auf 19 000 anwachsen liess. Ikonen dieser Zeit sind die Ensembles Meyrin Parc und Ciel Bleu von Architekt Georges Addor: kompakte Baukörper auf der grünen Wiese, grosse Balkone auf der einen, glatte Glasfassaden auf der anderen Seite. Die Verwandtschaft mit der Cité du Lignon, die derselbe Architekt im benachbarten Vernier baute, sind offensichtlich. ###Media_2### Die Kraft des öffentlichen Raums Die Zeiten haben sich gerändert. Dennoch ist es vorstellbar, dass Frau Trochus Söhne auch heute von einem Appartement in Meyrin träumen. «Près de Meyrin, on construit un nouveau quartier» – der Einstiegssatz bliebe unverändert. Doch nun locken nicht mehr nur Balkone mit Weitsicht und modernen Küchen, sondern auch die Aspekte der Nachhaltigkeit. Was vor 50 Jahren die «cité satellite» war, ist heute das Écoquartier Les Vergers. 1250 Wohnungen für rund 3000 Menschen sollen zur Linderung der chronischen Genfer Wohnungsnot beitragen und einen sorgfältigen Umgang mit Ressourcen garantieren. Das Quartier Les Vergers ist keine aus einem Guss erstellte Überbauung wie die Ensembles der 1960er-Jahre, sondern ein komplexes Gefüge. Der Plan zeigt drei Teile, die sich...

E-Mail angeben und weiterlesen:

Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.