Die «NZZ» sucht im Folio nach Erklärungen für die Baustelle Agglo-Schweiz.

«Mir erscheint die Schweiz gar nicht besonders zersiedelt»

Die «NZZ» streift im aktuellen Folio durch die Agglo-Schweiz und trifft auf die ziellose Zwischenstadt. Sie berichtet vom Kampf gegen den Hüslibrei, zeigt eine mathematische Formel für die Zersiedelung und spricht mit ETH-Professor Kees Christiaanse, dem die Schweiz so gefällt, wie sie ist.

Die «NZZ» streift im aktuellen Folio durch die Agglo-Schweiz und trifft auf die ziellose Zwischenstadt. Die Zeitung blickt zurück auf die Geschichte der Zersiedelung von den frühen Mahnrufen eines Max Frisch in «Achtung, die Schweiz» über die gescheiterten Stadtideen der 60er Jahre wie «Jolieville» bis zur jüngsten Vision für eine Grossstadt im Glattal der Gruppe Krokodil. Die «NZZ» zeigt, wie sich im Thurgau drei Gemeinden gegen den ausufernden Siedlungsbrei stemmen, trotz grossem Aufwand aber an der direkten Demokratie und am privaten Grundbesitz scheitern und nur «Pflästerlipolitik» betreiben. Das Folio berichtet über eine mathematischen Formel von Christian Schwick und Jochen Jäger, mit der sich erstmals die Zersiedelung in Zahlen belegen lässt. Sie hat zwischen 1935 und 2002 um 155 Prozent zugenommen, wie die Berechnungen zeigen. «Ungefähr 70 Prozent der Zunahme der Zersiedelung sind auf unser Platzbedürfnis zurückzuführen; weitere 20 auf die steigende Wohnbevölkerung; 10 auf Faktoren wie zum Beispiel falsche Planung», so das Folio. Den nackten Daten zum Trotz meint ETH-Professor Kees Christiaanse im Interview: «Mir erscheint die Schweiz gar nicht besonders zersiedelt, jedenfalls nicht so sehr, wie ich es aus den Niederlanden oder dem Ruhrgebiet kannte.» Die dezentralen Strukturen würden vor gigantischen Fehlentwicklungen bewahren, sagt der Städtebauer. Für ihn gilt darum: «Im grossen und ganzen gefällt mir die Schweiz so, wie sie heute ist.» Damit kommt er zu einem anderen Schluss als Max Frisch, der vor einem halben Jahrhundert schrieb: «... das Schweizer Mittelland hat aufgehört, eine Landschaft zu sein; es ist nicht Stadt, auch nicht Dorf. Es ist ein Jammer und das Werk unsere Generation.»

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