Ein Namen von heute: Espacesuisse, der Schweizer Verband für Raumplanung.

Im Espacesuisse

Heute feiert die Schweizerische Vereinigung für Landesplanung ihr 75-jähriges Dasein mit einer Tagung in Solothurn. Zum Geburtstag schenkt sie sich einen Namen von heute.

 

Ihre Tagungen sind ein wesentliches Instrument der Schweizerischen Vereinigung für Landesplanung VLP, um Gemeinden und Kantone in der Raumplanung zu unterstützen – und sie sind eine Spezialität der VLP. Drängende Themen, anschauliche Beispiele, Fragestunden sowie Austausch und Netzwerken locken die führenden Köpfe aus Planung und Politik an die stets hervorragend organisierten Treffen. Und so passt es, dass die VLP auch ihr 75-jähriges Dasein heute in Solothurn mit einer reichhaltigen Tagung feiert. Zum Geburtstag stellt sie ihren Namen aus dem letzten Jahrhundert in die Vitrine der Raumplanungsgeschichte und schenkt sich einen neuen: Espacesuisse. Ja, in der Raumplanung geht es um Raum – nicht um Fläche.

Nach der morgendlichen Vereinsversammlung hatte Espacesuisse-Direktor Lukas Bühlmann Raumplanungsverantwortliche aus Frankreich, Luxembourg, Deutschland, den Niederlanden und Österreich zum Gespräch geladen. Es ging um Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Spiegelungen. Für die illustre und kurzweilige Runde war allerdings die Zeit zu knapp bemessen. Danach folgte eine Anregung jener Art, wie sie Espacesuisse unter Bühlmanns geistreicher Leitung zunehmend pflegt: Die verbale, kommunikative Gestaltung eines Fachs, das seine wichtigen Fragen oft unabsichtlich im Spezialistensprech erstickt. Sieben Personlichkeiten, darunter der ehemalige Bundesgerichtspräsident Heinz Aemisegger und der künftige SIA-Geschäftsführer Joris van Wezemael, stellten sieben «Bierideen» vor. Auf der Vorderseite eines Bierdeckels war jeweils das Vorurteil notiert – auf der Rückseite die gelassene Entgegnung darauf:

1. «Technisch, trocken, theoretisch? Relax. Menschen, nicht Pläne machen Raumplanung.» Also beziehen wir diese Menschen ein!
2. «Purer Paragrafendschungel? Relax. Offene Regelungen führen zu kreativen Lösungen.» Oder in den Worten des zitierten Jean Nouvel: «Ich glaube, dass es mir eine gute Regel erlaubt, die klügste Lösung zu finden.»
3. «Mitsprache ist Jekami! Relax. Gezielte Partizipation statt Planung im Elfenbeinturm.» Nicht alle, aber alle, die müssen, sollen mitsprechen.
4. «Dichtes Bauen, dicke Luft? Relax. Keine Verdichtung ohne hochwertige Freiräume.»
5. «Konflikte vorprogrammiert? Relax. Raumplanung ist Interessensabwägung.» Konflikte gehören dazu. Wer ihnen ausweicht, versinkt darin.
6. «Kleinkarierte Kirchturmpolitik? Relax. Raumplanung bringt Gebietsreformen voran.» Denken und arbeiten wir jenseits von Grenzen in den tatsächlichen, in den funktionalen Räumen.
7. «Ausser Spesen nix gewesen? Relax. Weitsichtige Planung ist eine Investition in die Zukunft.» Raumplanung kostet. Und sie darf etwas kosten.

Steckt man bis über beide Ohren in einem Raumplanungsprojekt, kann einem dessen Kompliziertheit schnell über den Kopf wachsen. Das Einfache gerät oft aus den Augen in der Raumplanung. Nun können diese Sätze einerseits helfen, schwierige Projekte zu erden. Andererseits, so meint Espacesuisse, sollen sie nun weiterverfolgt und zum Ausgangspunkt für methodische Veränderungen in der Raumplanung werden.

Nach einem Bankett im Landhaussaal werden die Raumplanerinnen und Raumplaner am Nachmittag einen Blick in die eigene Geschichte werfen. Wer nicht dabei sein kann, findet Material dazu auf www.espacesuisse.ch. Seit heute ist auch eine zweite Website online, die Espacesuisse aufgebaut hat: www.densipedia.ch will Wissen und Werkzeuge für die Verdichtung bieten.
 

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