Das sechs Meter hohe Baugespann am Kornmarkt. Dahinter der Brunnen von 1905, bestehend aus einem Muschelbecken mit einer quaderförmigen, von einer kleinen Kugel gekrönten Säule und zwei Bänkchen.

Brunnding

Die SP/Juso-Fraktion der Stadt Luzern nimmt die Kritik am Maskenbrunnen auf und hat einen dringlichen Vorstoss eingereicht: Sie bittet den Stadtrat, auf das Geschenk der Maskenliebhaber-Gesellschaft zu verzichten. Damit wollen sie erreichen, dass die in Aussicht gestellte Baubewilligung hinfällig wird.

Ein brachiales Projekt: Eine städtische Bruderschaft will sich in Luzern zum 200-Jahr-Jubiläum ein sechs Meter hohes Denkmal setzen, wie Hochparterre letzte Woche berichtete und hinterfragte. Die SP/Juso-Fraktion der Stadt Luzern nimmt nun die Kritik am Maskenbrunnen auf und hat einen dringlichen Vorstoss eingereicht: Sie bittet den Stadtrat, auf das Geschenk der Maskenliebhaber-Gesellschaft zu verzichten. Damit wollen sie erreichen, dass die in Aussicht gestellte Baubewilligung hinfällig wird.

Das Projekt auf dem Kornmarkt sei ein Denkmal für ein überholtes Weltbild, heisst es im Postulat: «Denkmäler oder Wahrzeichen im öffentlichen Raum haben eine historische und gesellschaftspolitische Bedeutung. Ein Denkmal kann zur Erinnerung eines bestimmten historischen Ereignisses errichtet werden, wie etwa das Löwendenkmal. Es kann jedoch auch aus einem erhaltenen Kunstwerk bestehen, das für eine bestimmte Erinnerungskultur aus früheren Zeiten Zeugnis ablegt, etwa die Gemälde auf der Kapellbrücke.» Mit dem geplanten Brunnenprojekt aber setzte sich die Maskenliebhaber-Gesellschaft als privater, rein männlicher Verein, im öffentlichen Raum ein Denkmal. «Eine Gesellschaft, in der nur «gleich gesinnte Schweizerbürger», also ausschliesslich Männer, aufnahmeberechtigt sind», heisst es weiter. Diesem «nationalistischen und sexistische Gesellschafts- und Weltbild» stehen die Postulanten kritisch gegenüber. Ebenso widerspreche es wesentlichen Leitsätzen der Stadt Luzern, wonach sich die gesellschaftliche Solidarität nicht nur auf Einheimische, sondern auch auf Zugewanderte bezieht. Zudem sei es unverständlich, dass ein Projekt, das bereits zweimal von der Kunstkommission abgewiesen wurde, nun in einem dritten Anlauf realisieren werden soll. 

Dieses Mal wurde die Kunstkommission nicht beigezogen. Stadtarchitekt Rehsteiner sagt gegenüber der LZ: «Für uns ging es beim Maskenbrunnen primär um ortsbauliche und denkmalpflegerische Fragen und weniger um ein Kunstobjekt im öffentlichen Raum.» Man habe EWL – den Energiedienstleister der Stadt Luzern –, das Strasseninspektorat, die Denkmalpflege, die Dienststelle «Stadtraum und Veranstaltungen» sowie die zuständigen Stadträte in das Projekt einbezogen. «Aus meiner Sicht wäre es nicht sinnvoll gewesen, auch noch die Kunstkommission hinzuziehen.» Keine Kunst also? Der verstorbene Charles Gerig, Urheber der zweimal gescheiterten Vorlage sowie Kunstmaler und Bildhauer, hätte das wohl anders gesehen.

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