Blockrand statt Wasserstadt
Solothurn hat grosse Pläne. Die Stadt will mit der Wasserstadt und dem Projekt «Weitblick» auf der grünen Wiese wachsen. Dagegen opponiert der Verein «Solothurn Masterplan». Er will die Stadt mit Blockrändern nach innen verdichten.
Solothurn hat grosse Pläne. Die Stadt will wachsen. Gleich zwei Grossprojekte sind derzeit in Planung, die auf der grünen Wiese westlich des Zentrums neues Siedlungsgebiet erschliessen. An der Aare planen Herzog & de Meuron die Wasserstadt: Eine hufeisenförmige Bebauung legt sich in grandioser Geste um eine künstliche Flussschlaufe. Mit dem Projekt soll eine Mülldeponie saniert werden und über 500 neue Wohnungen entstehen. Gleich daneben plant die Stadt am Rande der heutigen Siedlungsgrenze ein neues Quartier. Sie hat dazu das Konzept «Weitblick» erarbeitet. Anfang Mai genehmigte der Regierungsrat den Teilzonen- und Erschliessungsplan, der auf 18 Hektaren Wohnraum für 1100 Personen und ebenso viele Arbeitsplätze schafft.
Die grossen Projekte werden als grosse Chance verkauft. Doch nun regt sich Widerstand. Anfang Mai gründeten vier Architekten den Verein «Solothurn Masterplan». Die Gruppe wirft der Stadt vor, planlos zu planen. «Die Stadt scheint keine übergeordnete Vision, keine Gesamtidee zu haben», schreibt der Verein. Die Wasserstadt und das Projekt «Weitblick» seien Behauptung für sich, «ohne Verankerung in der Tradition und Geschichte der Stadt». Die Gruppe fordert darum eine Denkpause und einen Masterplan für das ganze Stadtgebiet. Geht es nach dem Willen der vier Architekten, soll Solothurn nicht nach aussen, sondern nach innen wachsen. Sie wollen die Siedlungsfläche auf einen klaren Perimeter beschränken. Lücken sollen gefüllt und wo nötig in die Höhe gebaut werden. «Ohne neues Land zu überbauen können so 6’000 Menschen mehr in Solothurn wohnen», rechnet der Verein vor.
Statt die Stadt neu zu erfinden, wollen die Architekten auf ein bewährtes Siedlungsmuster zurückgreifen: den Blockrand. Schon die ersten Stadterweiterungen ausserhalb der Stadtmauer seien diesem Schema gefolgt. Stadtplaner Daniel Laubscher zeigte sich an der Präsentation des Vorschlags hocherfreut über den Diskurs, berichtet die «Solothurner Zeitung». «Aber was mir fehlt, ist die gesellschaftliche Dimension.» Der Blockrand habe sich zwar bewährt, so Laubscher. Er bezweifelt aber, dass die Menschen heute noch so verdichtet wohnen wollen. Im Weiteren beachte der Verein die Verkehrsinfrastruktur zu wenig. Zudem sei der Vorwurf falsch, dass die beiden Grossprojekte nicht aufeinander abgestimmt seien.