Stau im Dorf - vielerorts eine grosse Belastung.

Autos im Dorf

Wie bändigen Dörfer den Autoverkehr zugunsten des Dorflebens? Ansichten im aktuellen Hochparterre - diskutieren Sie mit.

Die Kerne vieler Dörfer entleeren sich, während ihre Einfamilienhausquartiere ins Kulturland hinaus wachsen. Diese Fehlentwicklung ist ungebrochen. Einer ihrer Treiber ist der Verkehr. Der starke Gebrauch des Autos auf dem Land belastet die Dorfstrassen und -zentren mit Lärm und schlechter Luft, oft sind sie auch mit parkierten Autos verstellt. An solchen Strassen will niemand mehr wohnen.

Wie bekommen Dörfer den Autoverkehr in den Griff? Das Hochparterre-Oktoberheft diskutiert diese Frage in den «Meinungen». Nik Zürcher, Direktor des Automobil Clubs der Schweiz ACS, gibt zwar zu, dass einige Fahrten unnötig, eine reine Frage der Gewohnheit seien. Für die meisten Fahrten auf dem Land seien die Leute aber auf das Auto angewiesen. Und: Die Gesellschaft wolle und erzeuge immer mehr Mobilität. Die einizige Lösung seien attraktive Umfahrungen.

Die Landschaftsarchitektin Rita Illien und der Verkehrsplaner Peter Hartmann berichten als zweite Stellungnahme über ihre Bemühungen und Projekte in Ardez im Unterengadin und in Saas im Prättigau, dessen Umfahrung vorgestern Freitag eröffnet wurde. Die Grenze der Zumutbarkeit sei in vielen Dorfkernen erreicht, stellt Hartmann fest, und wir müssten alles dafür tun, dass die Leute in den Dörfern weniger Auto fahren. Viele Fahrten führt er auf gedankenloses Herumfahren zurück. Die Alternativen seien längst bekannt: ein gutes öV- und Velowege-Angebot, die flächendeckende Einführung von Tempo 30 – und wo möglich autofreie Dorfkerne. Arosa als Talendgemeinde wäre dafür prädestiniert, so Hartmann, oder die Promenade in Davos.

Wie lautet Ihre Meinung? Welche Beobachtungen machen Sie zum Autoverkehr in den Dörfern? Gibt es weitere kluge Lösungsansätze? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare und Inputs.

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Kommentare

Thomas Gehring 23.10.2011 19:55
Das Auto am Dorf vorbeifahren lassen, das entlastet. Umfahrungen oder Unterführungen sind oft zweckmässig, kosten aber Land. Man sollte sie "flächenneutral" bauen, d.h. andernorts die Verkehrsfläche reduzieren; es gibt viele zu breite Strassen. Die neuen Verkehrswege sollten meiner Meinung nach die alten entlasten, aber keine Schnellstrassen sein. Wer sie benützt, sollte sich immer noch im Siedlungsbereich fühlen. Eine Umfahrung brauchte kein Unort zu sein, ein Tunnel dürfte hell und ansprechend aussehen – Beispiele dafür gibt es erst bei Fussgängerpassagen. Das Auto im Dorf, einmal drin, sollte dort nicht stecken bleiben. Der Vortritt gehört aber dem Langsamverkehr, im besten Fall mit einer Begegnungszone, sonst mit Geschwindigkeitslimiten. In Vorarlberg fährt man innerorts auf der Hauptachse 50 km/h, auf allen Nebenstrassen 30 km/h, und das ohne besondere Signalisation – nachahmenswert!
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