Grosses Thema, grosses Podium: Marc Loeliger, Madeleine Kindermann, Oliver Zbinden, Moderatorin Rahel Marti, Stefano Ghisleni, Nadège Vetterli und Jo Dunkel (v.l.n.r).

«Betrachten wir das Gebäude als ­Kapital»

Der Städtebau-Stammtisch diskutierte, wie sich die Bauteilwiederverwendung aus der Nische zur konventionellen Baumethode hochskalieren lässt. Auf den Erfahrungen mit Pionierprojekten lässt sich aufbauen.

Eine Erfindung ist die Bauteilwiederverwendung nicht. Im aktuellen Diskurs um das Thema wird häufig und gerne daran erinnert, dass unsere Vorfahren ganz selbstverständlich neue Mauern aus alten Steinen bauten und ihre Häuser mit gebrauchten Ziegeln deckten – damals, als Material noch teuer und Arbeit günstig war. Dennoch lernen wir die Wiederverwendung von Bauteilen gerade wieder neu und unter veränderten Vorzeichen: Nicht das Fehlen von Ressourcen treibt uns in unserem mit materiellen Gütern gesättigten Umfeld dazu, sondern eine globale Ressourcenverknappung. Pionierarbeit darin leistet das Baubüro in situ. Dessen langjährige Werk- und Wirkungsstätte, das Gundeldinger Feld in Basel, bildete deshalb das passende Setting für den Städtebau-Stammtisch «Wiederverwendung – im grossen Stil?» vom vergangenen Dienstag. Die eine oder der andere besuchte vor dem Städtebau-Stammtisch die Ausstellung «Die Schweiz: Ein Abriss», in deren Rahmen die Veranstaltung stattfand. Martin Risch, Architekt und Mitglied von «Countdown 2030», die die Ausstellung kuratierten, fragte in seinem Inputreferat denn auch: «Wieso eigentlich eine Struktur abbauen und an einem anderen Ort wiederaufbauen? Sie an Ort und Stelle wiederzuverwenden, wäre einfacher und ökologischer.» Fehlanreize korrigieren Dass Weiterverwenden, sprich: stehen lassen, in vielen Fällen ökologischer als die Wiederverwendung ist, darin war sich die Runde einig. Schliesslich lässt sich bei einem Abbruch oft nur ein kleiner Teil der Substanz zurückgewinnen und weiternutzen. Zudem sind Rückbau, Transporte und Wiedereinbau auch nicht völlig emissionsfrei. Doch unsere Politik und Regulatorien – das wurde auch schnell klar – behandeln den Ersatzneubau mit neuen Bauteilen als wünschenswerten Normalfall. Die Gesetzgebung fokussiert noch immer auf Energieeffizienz im Betrieb und klammert die graue Energie aus Erst...
«Betrachten wir das Gebäude als ­Kapital»

Der Städtebau-Stammtisch diskutierte, wie sich die Bauteilwiederverwendung aus der Nische zur konventionellen Baumethode hochskalieren lässt. Auf den Erfahrungen mit Pionierprojekten lässt sich aufbauen.

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