«Viele Dachbegrünungen sind
minimalistisch ausgeführt»

Seit 22 Jahren forscht Stephan Brenneisen zur Stadtökologie. Wie hoch über der Strasse Lebensräume geplant, gestaltet und bewirtschaftet werden können, zeigt sein Projektatlas.

Fotos: Andi Hofstetter

Seit 22 Jahren forscht Stephan Brenneisen zur Stadtökologie. Wie hoch über der Strasse Lebensräume geplant, gestaltet und bewirtschaftet werden können, zeigt sein Projektatlas.

Wie hat sich das Thema Dachbegrünung seit Beginn Ihrer Arbeit entwickelt? Stephan Brenneisen: Aus technischer Sicht nur wenig, aber es ist relevanter geworden. Heute weiss man, dass Dachbegrünungen viele Antworten auf aktuelle Fragen der Stadtplanung liefern. Klimaanpassung ist in den Städten ein wichtiges Fokusthema geworden, und Gebäudebegrünungen sind eine wesentliche Massnahme zur Ökologisierung des urbanen Raums. Relativ neu ist die Integration von wasserspeichernden Dächern in das Konzept der Schwammstadt. In welcher Hinsicht ist die Dachlandschaft der Schweiz vorbildlich, wo gibt es Verbesserungspotenzial und wie steht sie im Vergleich etwa zu Deutschland da? In vielen Städten und Gemeinden sind Dachbegrünungen bereits in den allgemeinen Bauzonenvorgaben festgesetzt, und die öffentliche Hand stellt dafür Fördergelder bereit. Das ist vorbildlich. In Deutschland scheuen sich Städte und Gemeinden noch, Dachbegrünungen als Pflicht für Regelbauten einzuführen. Bei uns ist die Quantität sehr hoch, die Qualität aber nicht immer – insbesondere im Hinblick auf die Ökologie. Viele Dachbegrünungen sind minimalistisch ausgeführt, das heisst, mit wenig Substrat. Sie nutzen ihr Potenzial zu wenig, um gute Ausgleichslebensräume für die Natur zu schaffen oder wirklich als Klimapuffer funktionieren zu können. Biodiversität ist ein Hauptthema beim Bau von extensiv begrünten Dächern. Welche Tier- und Pflanzenarten profitieren besonders von einer naturnahen Begrünung? Auf Dächern landen alle Arten, die fliegen können. Sei es mit Flügeln wie die meisten Insekten und Vögel oder mit einem Fadenfloss im Wind wie viele Spinnenarten. Bei den Pflanzen sind es die Windverbreiter wie der Löwenzahn mit seinen Flugschirmchen. Wenn der Anflug glückt, finden die Ankömmlinge ungestörte Verhältnisse vor. Limitierende Faktoren sind Hitze und Trockenheit im Sommer. Welchen Wer...

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