Rot-weiss statt grau für einen Tag: Die Basler Innenstadt Fotos: Raphael Alù
In Zusammenarbeit mit BSLA

Grosskariert denken

Wie verändert eine temporäre Transformation die Haltung zu öffentlichen Räumen? Die Kunstaktion ‹ Bignik › regte zu Gesprächen und Umdenken an und liefert spektakuläre Bilder.

Transformation ist das Jahresthema des hundertjährigen BSLA-Jubiläums. Transformiert wurde mit einer Aktion der BSLA-Regionalgruppe Nordwestschweiz am letzten Septemberwochenende die gesamte Basler Innenstadt. Die Künstler Frank und Patrik Riklin haben in der Basler Altstadt ein riesiges Picknick – oder wie sie es nennen: ein « Bignik » – veranstaltet. 24'000 Quadratmeter Basler Stadtlandschaft wurden zum öffentlichen Teppichsalon. Der Freiraum in der Basler Innenstadt war am 28. September nicht mehr grau, sondern rot-weiss. Kalte Materialien wurden zu Stoff,  unterschiedliche Verkehrsflächen zu einer grossen Fläche für Begegnung. Sara Rickenbacher von der Regionalgruppe Nordwestschweiz des BSLA sagt dazu: «Wir wollten durch die kollektive Aktion im Basler Stadtraum einen Dialog über die Wahrnehmung und Gestaltung von Freiräumen anregen». Das Jubiläumsthema ‘Transformation’ beinhaltet nicht nur bauliche Themen wie die langfristige Transformation von Industriearealen zu Wohnquartieren, sondern auch eine Veränderung in der Wahrnehmung, in der Gesellschaft.

Die Stadt anders wahrnehmen
Beim Auslegen der Tücher werden die Dimensionen anders wahrgenommen: Auf einen Schlag lassen sich knapp 7 Quadratmeter einnehmen. Stoff hat dabei etwas Fliessendes, es legt sich über unterschiedliche Beläge, über Kanten. Jan Forster, Vorstandsmitglied des BSLA, stellte am Tuchgespräch pointiert fest: «Das Kunstwerk schafft eine passende Analogie zu unserem Beruf: Landschaften verweben (coudre le paysage) können beide.» Und auf dem grossen Picknicktuch fanden Diskussionen zum Freiraum statt. Es ging gar nicht anders, als über deren Nutzung, Gestaltung und Zukunft zu reden. 

Freiräume müssen auch mal frei bleiben
‹ Bignik › liefert Denkanstösse. Es verfolgt das Ziel, grosskariertes Denken und Handeln in die Gesellschaft zu bringen und scheinbar unüberwindbare Grenzen in den Köpfen der Menschen zu sprengen – in einer Zeit, in der das Kleinkarierte an seine Grenzen stösst », lautet die Botschaft der Riklin-Brüder. Die Langzeitperformance ist seit 2012 durch verschiedene Regionen der Ostschweiz gezogen und soll mitsamt Picknicktuch bis 2053 über das Land wachsen. Damit die Performance funktioniert, braucht es engagierte Leute, die mitmachen. Menschen unterschiedlichster Hintergründe haben für kurze Zeit am selben Ort das gleiche Ziel verfolgt, an einem der wenigen Tage, an dem der Basler Münsterplatz nicht durch andere Anlässe belegt ist. In den Gesprächen war die Belegung des öffentlichen Raums durch Events denn auch Thema: Freiräume müssen zwischendurch auch frei bleiben dürfen – denn auch wenn ein Raum nicht offiziell bespielt wird, ist er lebendig.

 

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