Mehr Anlagen in der Landschaft sollten uns sparsamer machen, meint Rahel Marti.

Eine gestalterische Aufgabe

Die drastische Zunahme von Anlagen für die Gewinnung von Solar- und Windenergie wird unseren Strombedarf in der Landschaft sichtbarer machen.

In der Herbstsession beschloss das eidgenössische Parlament gravierende Sofortmassnahmen, um die Produktion von Energie aus erneuerbaren Quellen hochzufahren. Gravierend deshalb, weil die Räte diesen Ausbau raumplanerisch faktisch unkontrollierbar gemacht haben. Das ‹Bundesgesetz über dringliche Massnahmen zur kurzfristigen Bereitstellung einer sicheren Stromversorgung im Winter›, das sofort nach der Session in Kraft getreten ist, erlaubt unter anderem den Bau grosser Solaranlagen fast überall im alpinen Raum. Selbst geschützte Landschaften und noch intakte Ökosysteme können überbaut werden. Nur gerade Moore und Moorlandschaften bleiben dank Artikel 78 Absatz 5 der Bundesverfassung verschont. Grosse Photovoltaik-Anlagen mit einer Produktion von mehr als zehn Gigawattstunden gelten automatisch als standortgebunden, und die Planungspflicht ist abgeschafft. Im Lauf der Beratungen wurde die Umweltverträglichkeitsprüfung zwar wieder ins Gesetz gehievt – aber wie ist diese ohne Planungsverfahren zu bewerstelligen? Das ist nur eine von unzähligen Streitfragen, die das Parlament in seiner Hast heraufbeschworen hat, wie der Zürcher Staatsrechtsprofessor Alain Griffel in der ‹WOZ› vom 6. Oktober veranschaulicht: «Wer muss was bis wann in welchem Rahmen prüfen, und wer ist überhaupt zuständig?» Die Umweltorganisationen seien fast gezwungen, diese Fragen bis vor das Bundesgericht zu bringen, was bestimmt zu keiner Beschleunigung der Bauvorhaben führe. Ich weiss nicht, was mich mehr verblüfft hat – der blinde Anthropozentrismus gewählter Politikerinnen und Politiker, die erneuerbare Energien über Jahrzehnte marginalisiert haben und nun den drohenden Strommangel schamlos ausnutzen, um den verhassten Natur- und Landschaftsschutz zu demolieren. Oder die entlarvende Unverfrorenheit, mit der sie die etablierten fachlich-demokratischen Prozedere der Raumplanung entsorgen....
Eine gestalterische Aufgabe

Die drastische Zunahme von Anlagen für die Gewinnung von Solar- und Windenergie wird unseren Strombedarf in der Landschaft sichtbarer machen.

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