«Historisches Verständnis ist zentral»: Klaus Ewald zu Hause in seinem «Petit Palais» in der Berner Gemeinde Gerzensee Fotos: Urs Walder

Dokumentalist des Wandels

Im Rückspiegel erzählt Klaus Ewald (83), der erste und bislang einzige ordentliche ETH-Professor für Natur- und Landschaftsschutz, über sein Engagement für die Schweizer Landschaft.

 

Ich habe früh zur Landschaft gefunden. An Sonntagen unternahm mein Vater mit uns Kindern Spaziergänge in der Umgebung von Liestal. Wir botanisierten und lernten viele Tiere kennen. Mit zwölf Jahren wurde ich Teil einer Naturbeobachtungsgruppe. Die Faszination für die Natur blieb, und so studierte ich Biologie und Geografie. Für die Doktorarbeit im Elsass musste ich kartieren. Weil ich mich schon damals mit dem Schutz der Natur befasste, wurde mir die Bedeutung der Landschaftsveränderungen bewusst. Während fünf Jahren war ich wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Schweizerischen Bund für Naturschutz (heute Pro Natura). Dank eines Stipendiums des Nationalfonds konnte ich 30 Monate lang Landschaftsveränderungen untersuchen. Die Ergebnisse erschienen 1978 in ‹Der Landschaftswandel. Zur Veränderung schweizerischer Kulturlandschaften im 20. Jahrhundert›. Im Jahr 1976 wurde ich bei der Eidgenössischen Anstalt für das forstliche Versuchswesen in Birmensdorf (später WSL) angestellt mit dem Auftrag, die Landschaftsforschung aufzubauen. Nach der Habilitation an der Universität Basel hielt ich dort Vorlesungen zu Natur- und Landschaftsschutz. 1986 wurde ich Ordinarius für Landespflege an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau. Diesem Ruf folgte ich gerne – bei den Förstern war es nicht immer einfach, denn damals hiess es, Naturschutz habe im Wald nichts verloren. 1993 wurde ich dann aber an die ETH Zürich berufen, wo ich der erste und bisher letzte Ordinarius für Natur- und Landschaftsschutz an einer schweizerischen Universität war. Unmerkliches sichtbar machen Landschaft war – und ist auch heute – höchst politisch. Sie ist weder vermehr- noch importierbar. Schon die Raumplanung wurde 1972 mit dem dringlichen Bundesbeschluss quasi per Notrecht eingeführt. In den 1980er-Jahren gab es die Waffenplatz- und Moordebatte, Stichwort Rothenthurm-Initiative; heu...
Dokumentalist des Wandels

Im Rückspiegel erzählt Klaus Ewald (83), der erste und bislang einzige ordentliche ETH-Professor für Natur- und Landschaftsschutz, über sein Engagement für die Schweizer Landschaft.

 

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