Die Blauflügelige Sandschrecke ist eine von 14 Heuschreckenarten, die auf dem Buckel des Forschungsbaus leben. Alle Heuschreckenfotos: Tobias Liechti Fotos: Tobias Liechti und PSI

Artenreichtum auf dem Röntgenlaser

Seinen riesigen Neubau stellte das Paul Scherrer Institut mitten in den Wald. Zum Ausgleich säte und setzte man auf dessen Buckel ausschliesslich lokale Pflanzen. Das bemerkten einheimische Tierarten schnell.

Fünf Hektar Wald roden? Darf man nicht: Das Waldgesetz verbietet Rodungen, in diesem Ausmass sowieso. Für den Freie-Elektronen-Röntgenlaser ‹Swiss Fel› des Paul-Scherrer-Instituts (PSI) in Villigen – eine von weltweit vier solchen Anlagen – machte der Bund allerdings eine riesige Ausnahme. Das Projekt sei national bedeutend und der Standort im Wald beim PSI wegen der geringen Erschütterungen der beste. ###Media_9### Nun steht die zweigeschossige, bis zu 50 Meter breite und 740 Meter lange Anlage, eines der längsten Gebäude der Schweiz, mitten im Wald. Zum Ausgleich musste das PSI im selben Umfang naturnahe Flächen schaffen. Das tat es grösstenteils an Ort und Stelle: Der ‹Swiss Fel› wurde mit Aushub überdeckt und auf seinem Buckel eine artenreiche Landschaft angelegt, eine kuratierte Wildnis auf Beton als Lebensraum für die Fauna und Flora des unteren Aaretals. Alles unter strenger Beobachtung: Der Bericht ‹Biologische Erfolgskontrolle› vom Mai umfasst 78 Seiten. Zur Aussaat kam nur einheimisches Saatgut, ‹kopiert› von Trockenwiesen in der Umgebung und geerntet teils von Hand, teils mit dem vom beteiligten Büro Ö + L entwickelten E-Beetle. Auch frisches Schnittgut legte man aus, in welchem Tiere mitwanderten. Seit 2016 haben sich 200 Pflanzenarten angesiedelt, und die Vielfalt nimmt weiter zu, weil die Vegetation sich langsam verdichtet. Magerwiesen, Wildübergänge, rohe Böden, Böschungen, Waldrandbuchten, Amphibientümpel, Steinhaufen und Baumstrünke begünstigen eine grosse Zahl von Insekten und Amphibien. 14 Heuschreckenarten sind nachgewiesen, mehr als 40 Arten von Tagfaltern und Schmetterlingen, aber auch selten gewordene Gelbbauchunken, Zaun- und Mauereidechsen, Blindschleichen und Ringelnattern. Über die Wege für Wildtiere rennen Rehe, Wildschweine, Füchse und Dachse. Wer von Biodiversität spricht, hier kreucht und fleucht sie. Eigentlic...
Artenreichtum auf dem Röntgenlaser

Seinen riesigen Neubau stellte das Paul Scherrer Institut mitten in den Wald. Zum Ausgleich säte und setzte man auf dessen Buckel ausschliesslich lokale Pflanzen. Das bemerkten einheimische Tierarten schnell.

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