Aus Gleisfeld wird Park
Auf dem Areal eines ehemaligen Güterbahnhofs in Wien ist in den letzten Jahren das Sonnwendviertel entstanden. Der Helmut-Zilk-Park bildet sein grünes Zentrum. Hager Partner hat ihn gestaltet.
Auf dem Areal des ehemaligen Güterbahnhofs im 10. Gemeindebezirk Favoriten in Wien ist ein neues Stadtquartier entstanden, das Sonnwendviertel. Der Helmut-Zilk-Park bildet sein grünes Zentrum. Es ist das grösste innerstädtische Parkprojekt Wiens der letzten vierzig Jahre. Namensgeber ist der Journalist und sozialdemokratische Politiker Helmut Zilk (1927-2008), der in Favoriten geboren wurde und zehn Jahre Bürgermeister von Wien gewesen war.

Nach dem Vorbild eines klassischen Volksparks besteht der Helmut-Zilk-Park aus wenigen, klaren Hauptelementen. Ein Hain aus 520 kleinkronigen Blütenbäumen umschliesst eine zentrale, offene Lichtung. Er bildet einen wohltuenden Gegenpol zur Offenheit der Mitte. Die weite Rasenfläche lädt sowohl zum kontemplativen Verweilen als auch zum aktiven Spiel ein. Der markante Massstabssprung zwischen den grossflächigen Fassaden der Neubauten und den niedrigen Bäumen des Hains gibt dem Park einen eigenen Horizont, der gar nicht erst versucht, mit den Gebäudehöhen zu konkurrieren. Gleichzeitig gewährleisten die kleinkronigen Bäume, dass die spektakuläre Aussicht aus den Wohnungen nicht zuwächst. Unterschiedliche Baumarten sorgen vom Frühjahr bis in den Sommer für ansprechende Blühaspekte. Wie selbstverständlich integriert der Baumhain Rückzugsräume und vielfältige Nutzungsflächen, etwa einen Motorikpark und andere Spielplätze für Jung und Alt, Gemeinschaftsgärten und eine Sonnenterrasse mit Parkcafé. Im Südosten wurde eine Hundezone angelegt.

Ein dichtes Wegnetz erschliesst den Park und verknüpft ihn über zahlreiche Plätze und Querungsmöglichkeiten mit den angrenzenden Stadträumen. An der Ostseite der Rasensenke schafft ein Café mit Sonnendeck einen attraktiven Treffpunkt im Quartier. Die Gemeinschaftsgärten für die Bewohnerinnen und Bewohner des Sonnwendviertels liegen am südöstlichen Parkeingang und bieten auf siebzig Beeten die Möglichkeit, gemeinsam Gemüse anzubauen.

Erstmals in Wien wurden auf einer grossen innerstädtischen Fläche - auf gut der Hälfte des Parks - naturnahe Blumenwiesen angelegt. Die extensiven Randbereiche schaffen vielfältige städtische Biotope für Pflanzen und Tiere und helfen auch, den Pflegeaufwand für die Grünfläche zu verringern. Unterschiedliche Rasen- und Wiesengesellschaften erhöhen die Biodiversität ebenso wie die wechselfeuchten Biotope, auf denen das auf den befestigten Flächen anfallende Regenwasser versickert. Bereits im ersten Jahr haben Insekten und Kleintiere, Schlangen und Hasen im Helmut-Zilk-Park eine neue Heimat gefunden.
Am 8.11. lädt Hager Partner zur Buchvernissage ins Zentrum Architektur Zürich. Es gibt es ein Podiumsgespräch mit der Münchner Landschaftsarchitekturprofessorin Regine Keller, Filmprojektionen der Künstlerin Ester Vonplon, einen Apéro und natürlich das Buch. Einlass nur mit Zertifikat. Anmeldung erfoderlich unter info@hager-ag.ch.
Dieser Beitrag stammt aus der Monographie zu Hager Partner Landschaftsarchitektur.
Helmut-Zilk-Park, Wien
Bauherrschaft: Magistrat 42 Wiener Stadtgärten
Landschaftsarchitektur: Hager Partner Landschaftsarchitektur, Zürich
Auftragsart: Wettbewerb 2010
Projekt und Realisation: 2012-2017
Fläche: 67 000 m²
Team: Karl Grimm Landschaftsarchitekten, Wien