Berge von Müll: Landschaftsbilder in Nikolaus Geyrhalters «Matter Out of Place»

Von Menschen und Abfällen

In seinem neuen Kinofilm ‹Matter Out of Place› folgt Nikolaus Geyrhalter dem Müll unserer Zivilisation und schafft ein ebenso bedrückendes wie faszinierendes Weltpanorama.

Die Müllentsorgung geht eigene Wege. Folgt man ihnen bis ans vermeintliche Ende, gelangt man an merkwürdige Orte. Nicht alle sind uns fremd. ‹Matter Out of Place›, der neue Film des österreichischen Filmemachers Nikolaus Geyrhalter, eröffnet auf einer weiten Wiese im Solothurnischen. Ein Bagger beginnt Erde auszuheben, Schaufel um Schaufel, bis sich irgendwann die Geräusche ändern, die Erde zu scheppern und klirren beginnt und statt Humus Metalldosen oder Autoreifen zum Vorschein kommen. Oder eine Zeitung mit noch immer lesbarer Nesquick-Werbung. Die gigantische Mülldeponie aus den 1970ern war lange unsichtbar, wird nun aber ausgehoben und nach heutigen Standards «fachgerecht» entsorgt. Die Szene steht bildhaft für die Grabungen, die auch der Film unternimmt: ‹Matter Out of Place› macht sichtbar, was wir wegwerfen und was doch nicht verschwindet – sei es im Hinterland von Nepal, an der albanischen Küste, auf der Bettmeralp oder in der Wüste von Nevada.  ###Media_2### Die präzis beobachtende Kamera zeichnet die Routen des Abfalls  in langen und weiten Einstellungen nach, lebendigen Wimmelbildern ähnlich. Die Konfrontation mit dem Müll unserer Zivilisation wird so gleichzeitig zum  ästhetischen Erlebnis, zur cineastischen Reise an Orte und Szenerien, die unseren Blicken normalerweise verschlossen bleiben.  Geyrhalters Weltpanorama aus Abfällen ist bedrückend, aber auch immer wieder anrührend, steht im Zentrum doch nicht das achtlose Wegwerfen, sondern der sisyphosartige Kampf der Menschen mit ihrem eigenen Müll. Man sieht sie sammeln und sortieren, man sieht sie sich organisieren und sich gegenseitig helfen. Es bleibt nicht nur Abfall, es bleibt auch das Rätsel Mensch. ...
Von Menschen und Abfällen

In seinem neuen Kinofilm ‹Matter Out of Place› folgt Nikolaus Geyrhalter dem Müll unserer Zivilisation und schafft ein ebenso bedrückendes wie faszinierendes Weltpanorama.

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