Intendant Giovanni Netzer vor Publikum im Theaterhaus in Riom. Fotos: zVg

Origen, Stoff und Architektur

Das Theater Origen im Oberhalbstein richtet ‹Textile Werkstätten› mit Martin Leuthold ein und baut mit der Professur ‹Digital Building Technologies› von der ETH Zürich Rauminstallationen.

Origen ist ein Theaterfestival im Oberhalbstein, dem Bergtal im Kanton Graubünden, durch das die Julierstrasse führt. Giovanni Netzer ist sein Erfinder, Beweger, Ermöglicher. Bilderstarke Theateraufführungen auf dem Julier oder im eigenen Theaterhaus in Riom, Konzerte in Kirchen oder der Zentralwerkstätte der RhB in Landquart, Tanz und Ballett in der Reitschule von St. Moritz – Origen ist innert einem Dutzend Jahre zu einem Ort auf Europas Theater-Landkarte geworden. Zu Origens Aufführungen gehören ausserordentliche Kostüme und textile Bühnenbilder. Beteiligt daran ist als Designer Martin Leuthold, bis vor kurzem Art Direktor des Textilunternehmens Schlaepfer in St. Gallen. Geschneidert werden die Kostüme oft vor Ort. Nun macht Origen daraus einen Produktionsbetrieb. Unter Leutholds Leitung sollen zusammen mit Lucia Netzer, der Mutter des Intendanten, die schon seit eh Orignes Gewandmeisterin ist, ‹Textile Werkstätten› entstehen. Theaterkostüme gehören ebenso zum Angebot wie der Entwurf, die Fabrikation und Konfektion von Stoffen, Tapeten oder von textiler Ware aus Schafwolle. Eingerichtet wird die Werkstatt in einem nicht mehr gebrauchten, und dennoch modernen Stall aus der Subventionszeit - der Wandel der Berglandwirtschaft geht hurtig. Zu den Ateliers kommt auch ein Museum, in dem Origens Kostüme zu sehen sind.

Martin Leuthold, designierter Leiter der Werkstätten.

Zu Origens Aufführungen gehören ausserordentliche Kostüme und textile Bühnenbilder.

Zu Origens Aufführungen gehören ausserordentliche Kostüme und textile Bühnenbilder.

Architektur im Stall und aus dem 3D-Drucker

Seit Beginn spielt Origen in starken Räumen, sei es in freier Landschaft, sei es in Burgruinen oder nicht mehr gebrauchten Ställen. Vor ein paar Jahren liess sich das Theater im Dörflein Riom nieder und übernahm ein stattliches Haus, in dem Klosterfrauen über Jahre Ferien gemacht hatten. Den Stall des Gutes bauten die Innenarchitekten Gasser Derungs zu einem Theaterhaus aus. Das Dorf wurde mehr und mehr zum Produktionsort von Origen, das Theater begann sich mit Orts- und Regionalentwicklung zu befassen. Die konkreten Baupläne begleitet Netzer stets und charmant mit Überbau: Kultur ist Produktivkraft, Origen ein Beispiel für die Ökonomie der Kunst. Seine Taten und seine Ideen zur Ortsentwicklung in den Alpen brachten ihm 2018 den Wakker-Preis des Schweizer Heimatschutzes ein. Den er sogleich mit einem weiteren Vorhaben quittierte: Das Hotel Löwen, ein stark in die Jahre gekommenes Denkmal des Fremdenverkehrs an der Julierstrasse in Mulegns, soll Origen werden. Und kaum ist die Tinte über diesem Plan trocken, kündet er an, mit der Professur ‹Digital Buildings Technologies› der ETH Zürich im Sommer 2019 ein digitales Projekt zu stemmen. Professor Benjamin Dillenburger wird für Origen mit Studenten, Computer und 3-D-Druckern eine Rauminstallation fabrizieren.

In diesem Stall sollen die Textilen Werkstätten eingerichtet werden.

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