«Ich probierte einiges aus»: Elisabeth Kübler in ihrem Haus in Zürich-Oerlikon
Fotos: Urs Walder
Im Rückspiegel erzählt die ehemalige Schauspielerin und Galeristin Elisabeth Kübler (92), wie der Raum egal ob im Theater, Ausstellung oder Garten stets eine grosse Faszination auf sie ausübte.
Als ich Galeristin und Direktorin der Galerie Maeght (später Lelong) beim Predigerplatz in Zürich war, richtete ich am liebsten Ausstellungen ein. Die fünf Räume waren allerdings nicht einfach zu bespielen. Das schmale Altstadthaus gehörte Peter Haussmann, dem Bruder des Designers Robert Haussmann; den Umbau zur Galerie 1969/70 verantwortete Trix Haussmann-Högl. Was das Thema Hängung betrifft, habe ich vom Künstler Valerio Adami etwas Wichtiges gelernt: Er wollte seine Werke sehr hoch hängen. So werde der Raum grösser, sagte er. Für Skulpturen eigneten sich unsere Räume besonders gut. Ich erinnere mich an eine Ausstellung mit der französischen Künstlerin Louise Bourgeois. Wir hatten unendlich viele Skulpturen, auch mehrere ihrer «Seckelskulpturen». Die liessen wir in der sogenannten Kapelle von oben herabhängen. Das gefiel Bourgeois. Ihre Arbeiten waren für die damalige Zeit so gewagt, dass ich nicht wusste, wen ich nach der Vernissage zum Essen einladen sollte. Am Ende sassen wir zu dritt in der ‹Kronenhalle›: Bourgeois, ihr Assistent Jerry Gorovoy und ich. Von der Objektkünstlerin Heidi Bucher hängten wir das Herrenzimmer, eine ihrer ‹Raumhäutungen›, an der Decke auf. Es zeigte die architektonische und poetische Dimension ihres Werks. Die Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden bedeutete mir viel; das Verhältnis war freundschaftlich. Aimé Maeght, der Galeriegründer, pflegte diese Beziehungen bewusst.
Samstags war in der Galerie immer viel los, und ich redete stundenlang. Zu viel erklären muss man als Galeristin aber nicht – eine Galerie ist kein Museum. Sehr motivierend war der Austausch unter Kolleginnen. Die Herren Galeristen betrachteten sich als etwas Besseres und beachteten uns nicht gross. Das war früher allgemein so, aber das kümmerte uns wenig. Interessanterweise hatte ich viele Kundinnen, wunderbare Sammlerinnen mit einem guten Auge. Manche wu...
Mit dem Blick für das Räumliche
Im Rückspiegel erzählt die ehemalige Schauspielerin und Galeristin Elisabeth Kübler (92), wie der Raum egal ob im Theater, Ausstellung oder Garten stets eine grosse Faszination auf sie ausübte.
05.06.2024 15:00